ENT-SORGEN

Eine typisch schweizerische Gepflogenheit und ein wichtiges Ereignis im wöchentlichen Alltag, ist das Entsorgen von Abfall am Samstagmorgen.

Entsorgen ist bei uns beileibe nichts, dass man so schnell mal nebenher tut, nein, das geordnete Wegwerfen von Altlasten ist eine verordnete schweizerische Lebenseinstellung.

Haben wir im Alltag immer mal wieder die eine oder andere Sorge darüber, was die Nachbarin zu den schreienden Kindern in der schweizweit verordneten Mittagsruhe oder dem zum Ausladen vor der Haustüre abgestellten Auto abseits des eingezeichneten Parkfeldes sagen würde oder welches Urteil der Schwiegervater wohl über einen fällen könnte, würde er vom Rasenmähen um die Mittagszeit erfahren, ist das ENT-SORGEN unglaublich entspannend und sorgenfrei, weil sorgsam definiert, klar verlangt und angeschrieben!

Beim ENTSORGEN gewinnen ALLE!

Wir sparen Geld, schaffen Platz, bleiben sauber, haben Rechte, verteilen Werte… Und beim Wegfahren gibt’s ‘nen Stempel: Gut-Mensch!

Perfekt, oder?

Für mich als psychologisch interessierte Geschichtensammlerin beinhaltet das schweizerische Entsorgungsverhalten und die samstägliche Fahrt zur «Sammelstelle» tatsächlich neben der Entledigung meines Abfalls auch ein Beschaffen von Rohmaterial! Und wenn Sie mich in Gedanken bereits beim «Im-Müll-wühlen» ertappen, haben Sie nur im übertragenen Sinne und das auch nur teilweise Recht: Ich sammle Wissen über das schweizerische Miteinander, über Werte, Vorstellungen und Verhaltensweisen.

Wertstoffsammelstelle, gell!

Sodann, ich treffe mich also am Samstag mit «Herrn und Frau Schweizer*» beim WEGWERFEN.

*Ich schreibe hier bewusst nicht eine momentan aktuelle «politisch korrekte Formulierung für was auch immer» hin, da ich ansonsten während des Schreibens meines gesamten Textes irgendwelchen Argumenten und Schreibweisen hinterherhecheln müsste, die irgendjemandem suggerieren würden, dass Politiker, Wortlaute oder vereinfachende oder gar biologische Verallgemeinerungen richtig oder eben falsch angesetzt seien und ich in der intellektuell übergeordneten Lage wäre, darüber zu bestimmen. (Oder aber in der devot untergeordneten Position, mir entsprechende Vorschreibungen machen zu lassen und das fände ich noch schlimmer, tja!) Also habe ich für mich beschlossen, dass SIE und ICH, liebe Leser, wir alle also, für die Interpretation meiner Worte und auch für unser eigenes Glück spätestens ab hier selber verantwortlich sind.

Echt toll, oder?

Wobei ich an dieser Stelle und bevor wir zum Schauplatz «Altlasten-SAMMELSTELLE» zurückkehren, unbedingt zwischen dem sogenannten Haushaltskehricht und dem alltagspsychologisch verwendeten Begriff seelischer Bürden (Altlasten)unterscheiden möchte: Bei Ersterem handelt es sich offenbar um WERTSTOFFE, welche wiederverwendet werden müssen, wohingegen wir dem seelischen Verwandten oft nicht mit ähnlich freundlich aufmunterndem Wohlwollen begegnen, sondern fordern, dass diese als Komplikation erkannt und verarbeitet, im Sinne von aufgelöst werden sollen!

Unglaublich spannend, was?

Also: Es herrscht geschäftiges Treiben auf dem Areal. Vollbepackte Autos unterschiedlicher Grössen und Preisklassen werden von ihren unentwegt freundlich nach rechts und links lächelnden Fahrern vorsichtig und im Schritttempo ordentlich auf die markierten Parkfelder gelenkt. Ob BMW, Mitsubishi oder Ford, überladen sind sie alle und beim Müllentsorgen werden keine Unterschiede gemacht: es herrscht eine traute Aura «geschützten WIR-Gefühls»!

Unvorstellbar, dem Trottel vor mir in der wartenden Autoschlange mit erhobener Stimme oder dröhnender Hupe zu verstehen zu geben, dass nach zwanzigminütiger Wartezeit ein Fensterscheiben-Schwätzchen mit dem zufällig hier angetroffenen Nachbarn ABSOLUT unangebracht ist oder wenn-schon-denn-schon NACH dem Einparken ins endlich freie Parkfeld zu erfolgen hat…mein für die Einfahrt geplantes Lächeln gelingt etwas schief…

Ich steige aus meinem Auto aus und ins Geschehen ein:

Wohlwollend und mit engagiertem Blick gewährt mir die Mitdreissigerin in Businessklamotten, perfekt makeupierter Vorderfront und rassiger Figur sofort den Vortritt, als ich mich mit meiner tonnenschweren Riesenkiste voll zu entsorgender Wein- und Proseccoflaschen zum Altglas schleppe: «Bei den Bio-Saucen sind neu die Gläser nur noch halb so schwer, machen Sie nur, ich hab’ nicht viel!»

Fröhlich kompetent hechtet der Hippster meinem fast schon unter der Walze verschwundenen Stapel alter Zeitungen nach und wedelt nach dem Auftauchen strahlend mit einem durchsichtigen Streifen Plastikhülle: «Huiii, schauen Sie, UM EIN HAAR hätten WIR das hier nicht GESEHEN!»

«Maaaamiiiii, weshalb hat DIE FRAU DA FINKEN an?!?!» Kein Problem für mich, dass der nette Junge mit den Detektivaugen und dem etwas zu kleinem Gesicht zwischen den eindrücklichen Ohren, neben mir bei den Altkonserven steht und seine Entsorger-Mutter am anderen Ende des Platzes bei der Altkleidersammlung. Auch kein Problem, dass aufgrund des kindlichen Rufes gefühlte fünfzig Augenpaare freundlich interessiert auf meine Füsse starren…

Wie schön es hier ist, am Samstagmorgen, unter uns «Gut-Menschen», ich brauche mich WIRKLICH nicht zu erklären! Niemand masst sich ein Urteil darüber an, dass, nachdem ich endlich den Kofferraumdeckel über der eindrücklichen Fülle an Kartonschachteln schliessen konnte, (welche selbstredend all meinen Mitentsorgern von meiner regen Bestelltätigkeit Bände erzählen würde,) ich alle Hände und Füsse voll damit zu tun hatte, dem aufkeimenden Schimmer schlechten Gewissens über meine Abfallberge schnellstmöglich die Wurzeln zu kappen. Aufgeflackert im Wissen, dass die nachhaltigste Entsorgung die ABFALLVERMEIDUNG wäre und sich (andere) Menschen zur Veranschaulichung dieser Themen unter anderem auf die Strasse KLEBEN…hhmmmm!

Irgendwie leidenschaftlich, nicht wahr?

Somit hatte ich also keine Zeit, meinen «Schuhwerk-Fehler» lange vor dem Aussteigen zu bemerken. (Und Umdrehen war keine Option, das mit der Autoschlange habe ich ja schon beschrieben!)

 «Lass nur, Schätzli, DAS ISCH GLIIIICH, man soll nicht vom Aussehen einer Person auf ihren Charakter schliessen, DIÄ MACHT DIR SICHER NÜÜÜÜT!!«

Ab da fand ich das Lächeln anstrengend…

…selbst als schweizerische Gepflogenheiten sammelnder Mit-Gut-Mensch!

Eindrücklich, oder?

Seelensplitter

Einmal angenommen, Sie sässen im Zug der menschlichen Zeitrechnung, führen direkt aus der Vergangenheit flott übers Jetzt in die Zukunft, wären also offenkundig auf dem Weg von A nach B -oder vom Anfang zum Ende, vom Geboren werden zum Sterben oder wie auch immer Sie persönlich diese Strecke benennen würden- und wunderten sich einmal mehr über die Möglichkeit einer Existenz der Seele im Körper von uns Lebewesen, einfach so, weil Sie sich Zeit zum Nachdenken nähmen…

Vielleicht sähen Sie aus dem Fenster der Zeit, spiegelten sich im Glanz vergangener Jahre und bemerkten am Horizont einen winzigen Streifen flimmernden Silbers, gerade da, wo sich der Himmel bildlich gedacht in Luft auflöste. In etwa dort -würden Sie dann vielleicht denken- wäre ihre Seele dann zu Hause, wenn es Sie nicht mehr gäbe…Ganz weit weg vom Jetzt natürlich.

Noch wäre „die Zeit“ für Sie ein Begriff, -oder die oben beschriebene Strecke-, dieser besagte Abstand zwischen zwei fixen Punkten. konkret einteilbar nach vorher und danach, oder eine Hochrechnung mit zwei Zeigern auf einem mit Zahlen beschrifteten Kreis, mess- und einteilbar in Stunden, Monate, Jahre.

Womöglich würden Sie sich beiläufig -und während der friedlich an ihrem inneren Auge vorbeiziehenden Eindrücke Ihrer Reise- Gedanken dazu machen, ob eine Seele etwas Einzigartiges sei und ob sich eine solche irgendwie beschreiben liesse, so ähnlich wie die Gestalt körperlicher Konturen? Universell oder endlich?

Ganz bestimmt käme Ihnen dann auf dieser Fahrt Gelesenes oder Gehörtes in den Sinn, welches Wahrheit suggerierte und trotzdem nicht viel mehr als unterschiedliche Annahmen wären, die davon ausgingen, dass ein Lebewesen bei Geburt quasi ein „Starterpaket“ mit Eigenarten geschenkt bekäme.

– Von wem auch immer das Geschenk schlussendlich stammte, dazu widersprächen sich die Schriften und Annahmen natürlich aufs Heftigste, aber von diesem Detail liessen sich Ihre Gedankengänge für einmal nicht konfus machen-

Je nachdem welchem Körper eine „seelische Einsteiger-Kombination“ zugeschrieben würde und natürlich auch abhängig davon, wo dieses Wesen sich mit seinem Paket so rumtriebe- ein Panther in der asiatischen Halbwüste würde schliesslich mit der Lieferung „zurückhaltend/freundlich/genügsam“ nicht die gleichen Erfahrungen machen, wie eine Zürcherin in ihrer Eigentumswohnung- ergänzten und erweiterten sich dann diese Eigenarten mit zusätzlichen und würden möglicherweise zu dem, was wir im Volksmund Seele nennen.

„Hhhmmm“, könnten Sie an dieser Stelle vielleicht denken, „wäre diese meine Seele dann vielleicht ein Puzzle kleiner Teilchen? Unterschiedliche Splitterchen, zusammengefügt ausserhalb der Zeitachse meines menschlichen Seins?“

Dieses Bild von Ihrem seelischen Innern -ein stimmiges Ganzes wie Sie hoffentlich fänden- zusammengesetzt aus hunderten filigran farbigen Mosaiksteinchen, würde Ihnen möglicherweise spannend erscheinen -so offen und undefiniert, fast schon frei-, liesse Sie innerlich positiv erzittern und -beinahe- poetisch werden.

Vielleicht käme Ihnen dazu postwendend die Geschichte des Seelenvogels von Frau Snunit aus dem Kibbutz in Israel in den Sinn, deren einfühlsame Geschichte Sie auf Ihrer abenteuerlichen Fahrt über die Geleise der Zeit bereits in Kinderjahren begleitet hätte und in der es da hiess: „In der Seele, in ihrer Mitte, steht ein Vogel auf einem Bein. Der Seelenvogel. Und er fühlt alles, was wir fühlen.“ Sie hätten das Bild dieses Vogels vor Ihrem inneren Auge, welcher in seinem Bauch jede Menge Schubladen hat, die sich öffnen lassen…

Oder aber die schier unendlichen Möglichkeiten solch einer Seelenidee aus hunderten von Splittern, Schubladen oder Steinchen, frei flottierend in und aus der Ewigkeit, erschiene Ihnen schlicht anmassend und zudem etwas überfordernd, Sie hätten ja eigentlich schon um die eine Seele, an der Sie aktuell herumstudierten, nicht gebeten, wären Sie gefragt worden, Sie wollten sich ja einfach Zeit zum Nachdenken nehmen, nicht mehr und nicht weniger!

Nun ja, bei all diesen Überlegungen auf Ihrer als eine friedliche geplante Reise, erschiene Ihnen der erreichbare Horizont noch angenehm fern und Sie vertieften sich vielleicht daraufhin wieder in Ihre Reiselektüre, eine Romanze mit dem Jetzt, aufbauend auf dem Vorher, mit sachte schaukelnden Vorwärtsbewegungen in Richtung was noch kommt.

Niemand kann von Ihnen verlangen, durch Ihr Fenster den Silberstreifen als das zu erkennen, was er zusätzlich sein könnte: Die Idee eines von der menschlichen Zeitrechnung unabhängigen Universums, -die Ewigkeit? -, das leise Glitzern eines Raumes, ähnlich der Luftschicht um die Erde, welcher das Zeitkontinuum ummantelt…

Nur mal angenommen, Sie hätten Ihre Ideen um das Geheimnis der Seele weiterverfolgt und hätten sich darin verstiegen, dass sich Teilchen, Splitter oder Mosaiksteinchen per „Einsteigerpaket“ bei Geburt eines Lebewesens in diesem ausbreiteten und sich bei dessen Tod wieder in diesen universellen Raum zurückzögen, um sich dort -unabhängig von der gemessenen Zeit auf Erden-, wieder neu zu formieren und zu erholen. Es wäre eine rätselhafte Ewigkeit, kaum fassbar in menschlichem Ermessen, ein endloses Zusammenspiel fernab bekannter Kreisläufe, fein bewegt durch der Lebewesen Kommen und Gehen und doch -fast- unabhängig von deren Wirken.

Was würde nun aber geschehen, wenn kleine Unregelmässigkeiten im „Seelenhimmel-System“ aufträten? Einzelne Seelenpuzzles, die zwar in die Zeitlosigkeit einträten, das unendliche Reich aber nicht gänzlich erreichten? Eine Art „Luftschichtenpassierproblem“ womöglich? Oder Splitter, die an der Zeitrechnung der Menschen abprallten oder daran festklebten? Eine Geschwindigkeits-Panne im ewigen Raum? Mosaiksteinchen, die sich nicht aus einem Körper lösten, sei es, weil sie zu schwer beladen wären oder keinen Eingang zum Lift fänden, um in die Unvergänglichkeit aufzusteigen?

Vielleicht denken Sie nun zudem an die Gefahren aus heutiger Sicht, in der elektrische Geräte aufsteigende Seelenteilchen unabsichtlich einsaugen, einfrieren, aufbacken oder sogar streamen würden?  

Nun ja, Sie verweilten grösstwahrscheinlich noch bei der Geschichte ihres gewählten Buches und diese wird sich höchstens zwischen den Zeilen mit solch seltenen, äusserst geheimnisvollen Seelen-Phänomenen beschäftigen. Ihr Kompendium selbst, -gemeint ist der Beststeller in Ihrer Hand-, wäre gleichzeitig Vergnügen und Symbol der Antwort auf die Frage, was bei einer winzigen Durchlässigkeit im Kreislauf der zeitlosen Seelen geschähe:

Tja, eigentlich nichts! Niemand würde was merken, weder Sie noch ich, noch irgendjemand sonst.

Es sei denn, der Knick im Seelengetriebe geschähe innerhalb desselben Buches, also auf dem nämlichen Weg von A nach B oder auf der ganz persönlichen Zeitreise.

Und, ganz ehrlich, wie wahrscheinlich wäre das, gemessen an der Ewigkeit?

Mein entstehender Roman erzählt die geheimnisvoll dramatische Geschichte eines solch unwahrscheinlichen „Seelen-Zwischenfalls“:

Zwei Frauen im Zürich des letzten Jahrhunderts, getragen oder preisgegeben von ihren Familien und Freunden, geprägt von kleineren und grösseren einschneidenden Erfahrungen ihres alltäglichen Lebens. In völlig unterschiedlichen Abschnitten dieses Zeithorizontes, fügen sich diese zwei Lebensgeschichten auf erstaunliche und folgenschwere Art zusammen.

Für die geneigte Leserin beginnt Theas einzigartig tragische Geschichte am 1. August des Jahres 1925, und zwar mit einer gediegenen Party anlässlich des Nationalfeiertages. Im Grunde -und um ehrlich zu sein- geschehen die erwähnten Feierlichkeiten wohl eher zum Zwecke der Selbstinszenierung ihres um Jahre älteren, cholerischen Gatten, der seinen sozialen Aufstieg vom unterdrückten vaterlosen Buben zum erfolgreichen Schweizer Kinobetreiber mit seiner neu erbauten „Villa am Kapfsteig“ und seiner schönen, jungfräulich anmutenden, weil ziemlich verängstigten Ehefrau zu zelebrieren versucht. Dies in der Hoffnung, dem gehobenen Zürcher Mittelstand den eigenen, „mit Leib und Seele errungenen“ Besitz wie Honig ums Maul schmieren zu können, um von seiner gewöhnlichen Herkunft, seiner mangelhaften Bildung oder auch von seiner niederen Gesinnung abzulenken.

Im selben Haus, allerdings auf den Tag genau vierzig Jahre später, startet explosiv und aufregend der Einblick in Doros Leben. Wir begegnen einer jungen, fröhlichen und couragierten Krankenschwester, die eben in die Wohngemeinschaft ihrer Freundin eingezogen ist, um an der renommierten Zürcher Pflegerinnenschule, einem Hospital von Frauen für Frauen, ihre erste Arbeitsstelle anzutreten. Doros Einstand wird im Kreise unterschiedlichster Bekannten und neuen Freunden mit Feuerwerk und lauter Musik unter freiem Himmel gefeiert, Speis und Trank vom charismatischen Besitzer der „Villa am Kapfsteig“ beigesteuert. Dieser zieht Doro vom ersten Moment an und auf wenig feine Art in einer für sie unerklärlichen Weise in seinen Bann…

Wer weiss, vielleicht treffen Sie und ich uns in meinem Roman wieder, sobald die Geschichte in ein Buch passt:

Sie als Leserin oder Leser mit gespanntem -vielleicht aufgrund obiger Ausführungen neugierig gewordenem- Interesse. Ich, wenn sich die Mosaiksteinchen meiner Geschichte mit den Splittern meiner Seele zu einem abgerundeten Ganzen gefunden haben.

Ich würde mich freuen!

Liebe Grüsse, Ihre Verena Dalena

P.S. Sollten Sie Anregungen, Überlegungen oder Fragen zu Seelen oder der Geschichte von Thea und Doro haben: wie immer, einfach per Mail an

verenadalena@bluewin.ch

Wer weiss, vielleicht erraten Sie den passenden Titel zum Roman?

Endzeit ist An-(Ge)-sicht-s- Sache

Wie alle von uns, befinde ich mich seit einigen Wochen in der „Vor-Sommerpause-Endspurt-Stress-Phase“…in dieser Zeit möchte ich jeweils alles jemals Begonnene abschließen und hinter mir lassen: ich muss also gefühlt hunderte von Emails verschicken und Telefonate führen –auf dass meine „To-Do-Liste“ kleiner und die „Bringschuld“ auf die Pendenzenliste anderer umgesiedelt werde.

Zusätzlich müssen administrative Arbeiten erledigt werden:  Der angestaute Papierberg möchte ich in entsprechende Ordner verlagert wissen, was sich dann „erledigter“ anfühlen soll, obwohl ich weiss, dass betreffende Dokumente in 99,5 Prozent der Fälle weder aus der einen unsortierten noch aus der anderen besser geordneten Ablage wieder hervorgekramt werden…Verlorene Liebesmühe? Naja, FALLS ich das Dokument einmal brauchen würde, könnte ich‘s bestimmt besser wieder finden…wobei ich ja eigentlich weiss, dass sich ein solches Dokument im Fall der Fälle wieder ausdrucken oder wiederbeschaffen liesse und dies möglicherweise weniger Zeit kosten würde, als alle in Frage kommenden Ordner durchzuackern, nur um dann festzustellen, dass entsprechendes Papier keine Gültigkeit mehr hat oder der wichtigste Teil leider auf dem Ausdruck fehlt…naja…ist halt alles Ansichtssache!

Ein anschauliches Beispiel „verlorener Mühen“ bot gestern -meiner ANSICHT nach- die Lehrerin meines Sohnes, die am zweitletzten Schultag alle Kinder dazu anhielt, Titelblätter für die Arbeitsblätter jedes einzelnen Schulfaches zu malen. Da sich die Kinder offenbar viel Mühe gaben, ist es der ganzen Klasse nicht gelungen, die Arbeit in vorgegebener Zeit ab zu schliessen und so mussten die Kinder eine Stunde länger in der Schule bleiben und arbeiten…danach wurden die einzelnen Arbeitsblätter samt Titelblatt fein säuberlich gebunden und den Kindern zur Ablage und auf Nimmerwiedersehen nach Hause mit gegeben…Gut, vielleicht bin ich zu streng: bei uns liegen die Papiere nun bereits im obersten Schrankregal im Keller …in circa zwei bis drei Jahren werde ich mir das Aufräumen des Kellers -vielleicht- wieder einmal antun, dann werden mir die Blätter -möglicherweise- wieder begegnen und ich werde sie-vermutlich- noch etwas definitiver versorgen, auf dass mein Sohn diese dann, wenn er -hoffentlich- irgendwann mal auszieht, mitnehmen solle…da er das dann nicht tun wird -wollte ich damals auch nicht!-, werden wir die besagten Blätter nach kurzem wehmütigem Blick zurück- haaaach: „Kinderzeiten“!- wahrscheinlich -oder hoffentlich!- entsorgen…naja, immerhin waren die Titelblätter schön aufwändig gemalt!!

Gut, sie sehen: wir alle sind im „Endzeit-Stress“!

Nun, weil ich ja, wie Sie ebenfalls, jedes Jahr ein Jahr älter werde und wenigstens hoffe, dadurch etwas mehr Weisheit zu gewinnen, habe ich dieses Jahr vorgesorgt und mir –wundervoll vorausschauend wie ich finde! – kleine „Inseln der Ruhe“ eingeplant: ich habe mir zum Beispiel über ein Gutscheinportal einen Termin für eine klassische Gesichtsbehandlung ergattert und diesen Behandlungstermin bereits frühzeitig fixiert!

Das entsprechende Datum stand nun also gestern in meiner Agenda und ich empfand richtigen Stolz: die Gesichtsbehandlung hatte ich genau zum richtigen Zeitpunkt eingeplant, da sich die Stressfalten langsam aber sicher auf meiner Stirn dauerhaft nieder zu lassen gedachten und zudem war der Preis ein richtiges „Endzeit-Schlussphasen-Schnäppchen“ gewesen!!

So weit so gut: Das „Kosmetikstudio“ nannte sich „Gesundheitspraxis“ und liess sich leicht finden…die Dame hinter dem Tresen tauchte nach kurzem Bimmeln der Glastüre am Eingang mit –wie ich im Nachhinein gestehen muss– etwas „wildem“ Blick ruckartig von unter der Theke auf.  Wer weiss wieso oder wovor sie sich da unten versteckt gehalten hatte?– Sie zog mich -ebenfalls ruckartig- in einen Abstellraum, um mich mit flüsternder Stimme zu fragen, ob ich „die Gesichtsbehandlung“ sei? Noch während ich diese Frage bejahte, fühlte ich mich in Sekundenschnelle auf eine in diesem Abstellraum deponierte Liege geschleudert. Ich muss gestehen, soviel Kraft und Schnelligkeit hätte ich dieser schmalen Person mit etwas einfältigem Gesichtsausdruck nicht im Traum zugetraut, sie wirkte mitnichten halb so schwer wie ich!

Bevor ich richtig verstand, wie mir geschah, wurden meine Kopfhaare in einen halstuchartigen Stoff eingewickelt, meine Schuhe und Brille entfernt und mein Gesicht mit etwas eingenässt, das wie Desinfektionsmittel roch (und diesen Geruch kennen wir mittlerweile in jeglicher Duftnote, nicht wahr?). Diese Aktionen geschahen so gespenstisch schnell und leise, dass ich erst wieder aus meiner Starre „erwachte“ als das Gebimmel der Glastüre ertönte…noch immer hinkte ich offenbar gedankentechnisch den Ereignissen um mich herum deutlich nach, schoss doch in diesem Moment besagte Dame hinter der Liege hervor, rammte im „An-mir-vorbei-Laufen“ ihren Arm in mein linkes Bein, da dieses Ding auf dem ich deponiert worden war tatsächlich nur wenig Liegefläche bot und einen Teil meines Hinterns und deshalb auch die eine Hälfte meines linken Beines ein wenig in den geschätzt dreissig Zentimeter grossen Zwischenraum bis zur Wand der Kammer herausragte.

Nun, ich wurde also ziemlich unsanft und schon wieder unerwartet angestossen und kämpfte noch mit meinem Gleichgewicht, während dem ich gleichzeitig wahrnahm, wie ein Sichtschutzvorhang zugezogen und die unheimliche Dame mit fester Stimme irgendwo dahinter fragte: „Was kann ich für Sie tun?“

Es stellte sich heraus -mein Verstand kam langsam ebenfalls in der horizontalen und sehr erstaunlichen Lage an, in der sich mein Körper seit etwa fünf Minuten befand, also konnte ich zuhören-, dass das Bimmeln zum Eintreten eines Mannes gehörte, der offenbar in dieser Gesundheitspraxis, in der ich mich befand, ebenfalls einen Termin hatte: zum Impfen!

Nun ja, der Mann wurde informiert, dass er noch etwas zu warten hätte, „mein“ Vorhang öffnete sich einen Spalt breit und bevor dieser sich wieder schloss, traf mich ein Schwall heisser Luft im Gesicht und die Flüsterstimme raunte mir etwas zu, das sich im Nachhinein analysiert anhörte wie „geht’s mit dem Dampf?“, direkt im Anschluss hörte ich die „feste Stimme“ von ausserhalb „meiner Welt“ den Mann anweisen, auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Diesmal kriegte meine rechte Körperhälfte den Schlag ab…wenigstens lag ich nun wieder einigermassen mittig!

Denkerisch war ich mittlerweile wieder funktionsfähig, emotional aber noch nicht schlüssig, wie ich diese Situation, die sich so abrupt anders präsentierte als ich sie erwartet hatte, bewerten sollte.

Einerseits empfand ich argwöhnisches Entsetzen, mich als Probandin eines -möglicherweise verbotenen- Experimentes wieder zu finden, indem eine -vielleicht (oder soll ich sagen „hoffentlich wenigstens“) im Corona-bedingten Online-Kurs zur Kosmetikerin weitergebildete- Praxisassistentin mit meinem Gesicht „Versuche“ anstellte. Andererseits faszinierte Ungläubigkeit unverhofft in der Rolle einer wichtigen Nebendarstellerin in einer abenteuerlichen Geschichte aufzutreten (wobei hier wohl eher das Wort „dazuliegen“ hinzuschreiben wäre!). Amüsierte Resignation mich in dieser Lage zu befinden -wobei ich hier mit „Lage“ sowohl meinen horizontalen Zustand als auch die Sachlage an sich und zusätzlich die Unschlüssigkeit meine, die mich noch zwischen „mit Galgenhumor nehmen“ oder „Krise schieben“ schwanken liess.

Würde ich mich aus einer Außen Perspektive betrachten können, würde wohl in mein Gefühls-Chaos auch noch etwas Schadenfreude gehören, da die meinige Person ja unbedingt ein „Endzeit-Schnäppchen“ kaufen musste!

Naja, bevor ich meinen Emotionen Herr werden konnte, spürte ich plötzlich Kälte! (Einerseits wurde offenbar der Dampf entfernt anderseits wurde mein Gesicht mit weiterem Desinfektionsmittel behandelt, zusätzlich entspricht das Wort aber auch dem schleichenden Angstgefühl, das sich langsam aber sicher meiner bemächtigte!)…nach einer gefühlten Ewigkeit wechselte die Duftnote und Konsistenz auf meinem Gesicht und es roch ähnlich wie im Hause meiner Grossmutter damals: irgendwie nach Veilchen, ungelüfteter Wohnung und Essensdüften…die Salbe schien ebenfalls schon „etwas betagt“ zu sein, ließen sich doch die Klümpchen kaum in meine Haut einreiben!

Wenn Sie eine gute Vorstellungskraft haben, können Sie der Imagination noch eine gespenstische Stille anfügen, unterbrochen nur von einem zeitweiligen Räuspern des wartenden Impfkandidaten vor dem Vorhang. Zudem versetzen Sie bitte meinen Körper noch in eine Art „Krampfzustand“ und Starre, da ich einerseits auf der brettartigen Liege andererseits innerhalb meines Gemütszustandes je länger je intensiver um „entspanntes Gleichgewicht“ kämpfte.

Bevor ich meinen Mund aufmachen konnte, um unter diese eigenartige Komödie oder kriminalistisches Trauerspiel endgültig einen Schlussstrich zu ziehen, wurden plötzlich und sehr energisch die Härchen meiner rechten Augenbraue gepackt und überfallsartig ein beträchtlicher Teil davon ausgerissen. Meine Güte! Instinktiv meldete sich nun endlich mein Fluchtreflex und ich stieg kerzengerade in die Höhe; direkt in das über mir schwebende Gesicht dieser mit allem Möglichen an mir herumhantierenden und offenbar mit allen Wassern gewaschenen Frau!

Naja, viel mehr gibt es im Weiteren nicht mehr zu erzählen: Neben einem rotgepflegten Gesicht, einseitig gerupfter Augenbraue, versteiften Gliedern und einer sich abzeichnenden Beule in Augenregion hatten sich meine Stressfalten nun endgültig auf meiner Stirn zementiert! (Dies war im Rückspiegel meines Autos deutlich zu erkennen, nachdem ich mich dorthin in Sicherheit gebracht hatte!)

Meiner Ansicht nach kommt nun hier zum Schluss das Beste der Geschichte: Als ich zur bimmelnden Glastür herausstürmte, hörte ich eine feste Stimme laut und deutlich hinter mir herrufen: „Und, wann darf ich Ihnen den nächsten Termin anbieten?“

Mein Résumé?            

Endzeit ist Ansichtssache, Stressempfinden ebenso!

Machen wir das Beste draus! Schöne Ferien Ihnen allen😊!

ÄRGERLICHES V/f- ER -n- HALTEN

Krach! Zack! Peng!

Eben noch im schönsten Schlaf, bin ich jetzt mit einem Ruck wach:

Das Gesicht meiner Tochter, krebsrot und zu wunderlicher, wenig ansprechender Grimasse verzogen, bäumt sich vor dem meinigen auf; schrille, überdosierte Keiflaute dringen aus ihrem Mund und damit ungebremst an mein Ohr: „Maahamiiiiii! Ich finde keine Kleeeiihhiideeerrrr!!!!“

Ich STEH‘ im Bett!! Himmelnochmal!!

Na bravo…und dies natürlich genau an der anregendsten Stelle meines Traumes, Scheibenkleister!

„Niihhiichts ist für mich bereit!! Keine gewaschenen Klamotten!! Ich kann nihhiiichtsss anziehen: daahhaas passt nicht und jenes nicht und dieses ebenfalls nihhiiicht!!!“

Das Rauschen um mich herum stammt weder von den Palmen am Meer beim romantischen Strand-Dinner mit fürsorglich-galantem und voll verfügbaren Traum-Mann Nummer eins, noch sind es die Wellen rund um die Hochsee-Segel-Luxusjacht, gesteuert vom betörend-attraktiven und eindrücklich proportionierten Traum-Mann Nummer zwei, sondern resultiert als erstaunlich intensiver Ton aus den an meinem -vor kurzem noch wunderbar träumenden- Kopf vorbeisegelnden Kleidungsstücken meiner Tochter, die dann mit -mich zu normaleren Uhrzeiten- belustigender Langsamkeit in der Zimmerecke landen.

So weit so unerfreulich!

Ich wünschte mir wirklich -im Nachhinein natürlich, da sei man ja bekannterweise meistens „schlauer“, (was ich hier aber nicht unbedingt das passende Wort finde, weshalb ich an dieser Stelle für den Ausdruck „weniger wütend“ oder „weiter von der Traumwelt entfernt“ stimme)-, ich hätte das ab diesem Augenblick unkontrolliert ablaufende Ereignis etwas bewusster in eine friedvollere Richtung gelenkt:

Möglicherweise indem ich nicht, wie nach dieser Offensive leider passiert, meine Donner-Stimme zusammengesucht und mich bereits am frühen Morgen mit all meinen Säbeln der „mamigerechten“ Entrüstung ins Gefecht gestürzt hätte:

GopfriedstutzwasmachstduhuubereitsanmeinemBehettweisstduwelcheZeitwirhabeheen??“

Da ich in der Regel und zu „besseren“ (Uhr-)Zeiten einen ziemlich wendigen und fantasiebegabten Kopf mein Eigen nenne (und dieser nicht „nur zum Haare schneiden ist“, wie meine Tochter denjenigen ihres Bruders ab und an mit schwesterlicher Liebe einschätzt!), hätte ich durchaus mehr Reaktionsmöglichkeiten als die gezeigte gehabt:

Ich hätte mich etwa

a) geräuschlos auf die andere Seite drehen und mich schlafend stellen können… (oder tot?)

Oder aber

b) mich verschlafen und harmlos aufsetzen, meine Tochter verständnisvoll in den Arm nehmen und ihr bestätigen können, dass‘ morgens um halb sechs auf zu wachen und keine anständigen, gewaschenen Kleider am eigenen Bett vorzufinden im Alltag von Prinzessinnen tatsächlich „überhaupt nicht geht“…!

Vielleicht hätte meine Tochter

a) sich auf leisen Sohlen und mit unglaublich schlechtem Gewissen aufgrund ihrer zu deutlich artikulierten, plötzlich als Unrecht empfundenen Empörung wieder aus meinem Zimmer geschlichen, nachdem sie auf dem Wecker die frühe Unzeit, zu der sie mich wecken wollte, bemerkt hätte? Sie wäre dann womöglich nach unten in die Waschküche gegangen und hätte da ihre am Wäscheständer hängenden, unzähligen und frisch gewaschenen Klamotten fein säuberlich und gewissenhaft zusammengelegt und die der anderen Familienmitglieder ebenso? Sie hätte mir im Stillen gedankt, dass sie korrekt gezählt weit über dreissig verschiedene T-Shirts, Blusen oder sonstige Teile ihr Eigen nennen darf und vielleicht hätte sie dann sogar auf ihrem Weg zurück nach oben die einsame und unterbeschäftigte Kaffeemaschine bemerkt und deren Leiden beendet, indem sie mir eine wunderbar wohlriechende Tasse Kaffee gezaubert und mir diese eine halbe Stunde später mit einem fröhlichen und ernstgemeinten „guten Morgen liebe Mama“ ans Bett gebracht hätte? Möglich, oder?

Ansonsten wäre denkbar,

b) dass meine Tochter die zum Abschuss bereiten Kleidungsstücke in ihrer Wurfhand aufs Bett sinken ließe, woraufhin es KEINEN Streit darüber geben würde, wer diese sofort und auf der Stelle wieder aus der Zimmerecke auflesen solle und auch nicht darüber, wie diese zur Munition degradierten Textilien per direktem Wege wieder in den Schrank gelängen, respektive, wer die Kleider in den Müll oder aus dem Fenster schmeißen würde, da diese ja offensichtlich sowieso nicht verwendbar seien…durchaus vorstellbar eine solche Reaktion meiner Tochter auf demonstrative Unbedarftheit meinerseits!

Des Weiteren würde sich der Gesichtsausdruck meiner Tochter von angepisst zu indigniert verändern (und ihre Stimmung mit leichter Verzögerung ebenso?), was nicht nur verbal und stilistisch einen deutlichen Unterschied gemacht, sondern im beschriebenen Moment bestimmt ebenso zur Entspannung der Situation beigetragen hätte: als dass der Dampfmaschine die Kohle flott entzogen werde…Wenn man so will!

Daraufhin hätte mein Mädchen mich dann mit reuiger Stimme gefragt, ob ich ihr das frühmorgendliche „Aus-den-Träumen-reissen“ nochmals verzeihen könne. Sodann ich dies -selbstverständlich und mit großherziger Geste- entschuldigen würde, obschon es bei dieser Art von Träumen -siehe weiter oben!- eigentlich auf gar KEINEN Fall gerechtfertigt ist, eine solche Absolution zu erteilen!

Ich hätte den Morgen gerettet! Würde mich zwar innerlich ein bisschen grämen und der entspannenden Nacht nachtrauern, dies aber nur im Stillen und mit einem märtyrerhaft-wissenden Lächeln auf den Lippen… (Welches ja dann irgendwann -wenn man bestimmten Studien glauben soll- bis ins „Herz“ vordringen und einen „richtig glücklich“ machen würde!)

Nun ja, leider weilte mein Gehirn noch in tiefen und familienfernen, träumerischen Gefilden und mein Impuls war wieder einmal deutlich schneller wach:

GopfriedstutzwasmachstduhuubereitsanmeinemBehettweisstduwelcheZeitwirhabeheen??“

Dieser Morgen bleibt verhauen!

Nun, sollten Sie zu meinen LeserInnen gehören, die sich bereits des Öfteren durch meine Texte gekämpft haben, wissen Sie bereits, dass ich auch aus diesem misslichen Ereignis eine Alltags-Weisheit ziehen möchte (für alle anderen ist es möglicherweise etwas erstaunlich, sei’s drum):

Je nach Umstand -und bei diesem kann selbst ich nicht immer mitreden, obwohl es mir natürlich durchaus ein Anliegen wäre!- gibt es Mittel und Wege, das Verhalten seines Gegenübers zu beeinflussen, und damit „den Lauf der Geschichte“ zu verändern…Ich kann dies tun, indem ich meiner Umgebung Befehle erteile, ihr mit einer Strafe drohe oder ein Geschenk verspreche…Ich kann Gesetze erfinden und Regeln erlassen.

Oft geht eine Möglichkeit vergessen: ich kann nämlich mein eigenes Verhalten verändern und damit die Reaktion meiner Umgebung modellieren…

Einfach (*natürlich ist das eben NICHT so einfach, siehe meine Erzählung oben!) mal Wut mit aufgesetztem oder wahrem Verständnis ersetzen, Fairness mit verspieltem Sinn für Humor, farblose Freundlichkeit mit unbescheidener Engstirnigkeit oder wilder Angriff mit heiterem Entgegenkommen…

Versuchen Sie sich im unüblichen, individuellen und eigenwilligen Verhalten und schauen Sie, was geschieht…

Ob in Gedanken oder im echten Leben: selbst zu „wirken“ macht Spaß und fühlt sich „mächtig“ und gut an!

Natürlich bin ich auf Ihre Anekdoten gespannt… 😊

verenadalena@bluewin.ch

Krise! (Oder: schwere Kost…)

Sie wissen sicher, „Krise“ ist aktuell ein Modewort!

Naja, MEIN Wort ist es nicht! Obwohl ich sie durchaus öfters und immer wieder kriegen werde, kriege und gekriegt habe, die Krise… Und zwar schon deutlich bevor dieses Wort und seine aktuellen Hintergründe scheinbar alles entschuldigt, was schon immer mal entschuldigt werden wollte: „Haaach, nein, leider, leider kann ich Ihnen bis zum Sommer keinen Termin fürs „Veloflicken“ mehr anbieten, Sie wissen ja, die Krise!“ (Bitte, was? Das war im März!! Und was hat mein defektes Fahrrad mit Viren zu tun? In Echt?!) Oder die Ansage der Kreditkartenhotline: “ Siiiirrrrr…Bitte entschuldigen Sie die langen Wartezeiten, aufgrund der aktuellen Krise sind unsere Dienste völlig überlastet…siiiiirrrr…wir bitten um Verständnis…ssiiirr..!“ Ähhhmmm…Verständnis?!! Habe ich nicht!! Machen die da „virtuelle 2-Meter-Abstände“ in der Telefonleitung?!“Meine Güte!!

ICH kriege -zum Beispiel- die Krise, wenn dieser blöde schwarze Riesenvogel in unserem Garten den Abfallsack auf rupft bevor die Abfuhr da war und ich mich so (nochmals) mit meinen ganz persönlichen Müll auseinandersetzen muss, obwohl ich den doch eigentlich bereits „gekübelt“ habe! Oder wenn ich -kurz bevor ich aus dem Haus muss- mein Handy nicht mehr finde und ich sonst eigentlich alles souverän bis auf die letzte Sekunde geplant und fast wie gewollt hingekriegt habe (Walking, Kinder, Mann, Make-up (meint: Alters- und Nachtspuren soweit möglich beseitigen), Kleider, Mittagessen, Wäsche, Briefträger, Grüncontainer-zum Glück bin ich Allergikerin sonst stünde hier noch- Hund!!). Das Handy finde ich schliesslich -wenn’s gut läuft- im Kühlschrank, in der Alusammlung oder fein säuberlich „verstaut“ neben dem Staubsauger! Ich finde ja, dass dieser Umstand alleine bereits bezeugt, dass meine nervliche Verfassung schon VOR dem Verlegen meines Telefons nicht unbedingt tiefenentspannt war, also eher: Doppel-Krise!!)

Nun ja, Worte-Menschen-Geschichten-Schwächen-Ressourcen-Abhängigkeiten-selber Denken…alles das fasziniert mich seit jeher, -wie Sie ja bereits wissen, wenn Sie öfters mal was von mir lesen- und aus diesem Grund habe ich mich nun doch noch auf „DIE Krise“ eingelassen und mich auf all diesen obengenannten Ebenen -und noch einigen mehr- damit auseinandergesetzt….Nachfolgende Geschichte steht für dieses Tun:

Das Schwarznasenschaf starrt mich an! Kauend!

„Wasisch?!“ scheint es zu fragen und sein geschorener wulstiger Nacken steht im scharfen Gegensatz zu seiner Haartolle, die seinem Kopf etwas jugendlich Aufsässiges verleiht, ein Kontrapunkt zu seinem ansonsten scharf rasierten Körper. Die sommergrüne Wiese rahmt die Szene unaufdringlich.

„Ischöbbis?!“ Bis dato noch beschwingten Fusses unterwegs, stolz auf meinen morgendlichen Aktivismus in freier Natur, bleibe ich nun stehen. Mir ist unwohl! Blick nach rechts und links, niemand da! Nur das Schaf am Rande seiner Herde! Was will das Tier? Mein mulmiges Gefühl verstärkt sich: Griff der rechten Hand in die Jackentasche; dann der Schreck: nichts da! Die Maske fehlt!! Seit Tagen schon. Was nun? Ich fühle mich auf einen Schlag ungeschützt, völlig ausgestellt, machtlos gar! Was ist, wenn mich was angreift? Mir wer entgegen kommt? Mir ein Schaf widerfährt? Die Morgensonne gewinnt an Kraft.

„Drüllschdure?!“ Der Tollenkopf kaut unbeirrt weiter. Die anderen Schafe scheinen innezuhalten. Passiert da was? Meine Gedankengänge schalten hoch… Da ist es wieder, dieses rätselhafte Gefühl: eine diffuse Stimmung zwischen Zweifel und Befreiung, eine Art „Nackt-Bewusstsein“ inmitten des Tastens nach dem abhanden gekommenen Badetuch! Gleichwohl körperliches Befinden als auch Gemütslage lähmt mich dieser Zustand nun seit Ende der Corona Restriktionen wiederholt und ungebeten. Kein morgendliches Sommerlüftchen widersetzt sich der einsetzenden Hitze. Ist der Morgen bereits so fortgeschritten?

„Häää?!“ Die rosa Haut mit schwarzen Flecken meines Gegenübers scheinen auf beginnenden Sonnenbrand oder Ärger hinzudeuten…Ist ja klar! Bar jeglicher Hüllen, „füdliblutt“ auf der Sonnenweide! Ich fühle mich provoziert! Zu Recht? Ich spüre rot.

„Was denkst du dir?!“ schreie ich laut. „Geh‘ in den Schatten, du Idiot! Solltest Du so blank sein? Kaum! Das ist kein Spass, weisch! Der Wolle beraubt! Frei und unbedeckt? Siehst Du nicht der Bäume schattig lockender Schutz? Du solltest Dich gegängelt fühlen! Muckst Du nicht auf? Beiss‘ doch! Brülle! Sei‘ kein Esel, du Schaf!“

Ich stampfe, schreie, mache Radau… ich lasse mich gehen. Persönliche Krise!! Alles Tumult!  „Lasst mich in Ruhe! Alle! Echt! Kein Bock auf noch mehr Böcke!“

„Pffff!“ Mein Blick fällt auf das weisse Hinterteil meines Gegenübers. Ein schwarzer Fleck setzt jenes Körperteil in Szene, welches mir verdeutlichen könnte, was das Tier von mir denkt. Das frische Gras scheint ihm wichtiger als die leidenschaftliche Erregung meinerseits. Eine ungemein verfahrene Situation, wirklich!

„Ist nicht mein Mist, Kleines!“ Etwas an seiner borniert wirkenden Aufmüpfigkeit, an dieser unaufgeregten Coolness: Dieses Schaf tut Wirkung!  Die Luft riecht warm. Unerwartet spüre ich ein Glucksen, tief aus meinem Innern rollt es heran…Befreiendes Gurgeln…Kichere‘ ich? „Echt jetzt?“

Die zur Schau getragene Lässigkeit des kahlen Tieres mit aufgebauschter Haarlocke holt mich wieder in Bodennähe. Bislang anscheinend im verschleiernden Dunst, bricht in mir mehr Sommer durch, ich sehe klarer, meine Verspannung löst sich in sonnig warmem Schmunzeln auf. Das Rauschen in meinen Ohren weicht dem sirrenden Summen kleiner Tierchen.

Einsicht? Unsere Dramen sind eins, meins ist keins!

„Spinnschjetzt?!“ Meine Realität winkt mir zu, von weitem offenbar, aber immerhin: Geschorene Felle wachsen wieder, oder? Jeder lässt mal Haar… Versteckt‘ sich hinter meinem polierten Zeitgenossen gar ein Hauch von heilender Inspiration? Zum Greifen nah? Eine Vorahnung der flimmernden Mittagswärme wird nun konkret. Sonnenstrahlen auf der Haut, eine angenehme Körperempfindung!

„Wasstahschnoda?!“ Rotznäsige Anmassungen jeglicher Art lassen mich nun kalt, selbst ist die Frau: Kinn gereckt, Blick kühn nach vorn…ich breche auf, verabschiede mich freundlich von Schwarznasenschaf und Krise und ziehe weiter in den Sommer…vorwärts, meinen Fellen entgegen.

So, liebe Leserinnen und Leser, wie ich Sie einschätze, haben Sie sich bereits während der Lektüre dieser meiner Geschichte so ihre Gedanken gemacht! Wunderbar! Falls Sie diese mit mir teilen möchten: ich würde mich freuen!

Falls nicht, ebenfalls gut: Unser Denken ist -zum Glück- frei und mit keiner Massnahme ein zu fangen! Gedanken sollen fliegen wohin sie wollen…Ich liebe es, wenn sie flattern, pendeln, schweben, sprühen, Kurven fahren und sich verändern…und auf jeden Fall in -eigener- Bewegung bleiben…

verenadalena@bluewin.ch

Des Esels Brücke

…zum Ersten:

Wie bereits an anderen Orten beschrieben, lässt mich mein Gedächtnis zuweilen in unterschiedlichsten Situationen im Stich: sei es, dass ich mich völlig orientierungslos im Keller wiederfinde, ohne jegliche Idee, was mich nach unten getrieben hat oder etwa, dass ich mich partout nicht an den Namen der freundlichen älteren Dame erinnern kann, die ein paar Häuser um die Ecke wohnt und in den ungünstigsten Momenten bei mir vorbeispaziert…Dies natürlich ganz in Plauderlaune und total (über-?) motiviert.

Mit ungünstig meine ich zum Beispiel, wenn ich morgens um sechs mit Pijama und zerknautschtem „Ich-bin-noch-nicht-ganz-richtig-wach-Gesicht“ und der entsprechend wenig sortierten Frisur, nur ganz schnell und natürlich geplant inkognito, den Mülleimer rausbringen möchte. Oder weiter, dass ich mit kühlender Antiaging-Gesichtsmaske in Unterwäsche im abendlichen Dunkel kurz zum Briefkasten husche…Sie wissen schon, solche Gegebenheiten eben…!

Naja, in besagten Momenten wäre ich froh, ich wüsste wenigstens den Namen der betreffenden Person, um mich gebührend höflich schnellstmöglich aus meiner unmöglichen Lage verdrücken zu können („Haaach, Frau „Wasweissich“, so schade, dass ich sie gerade jetzt antreffe, genau jetzt ertrinken bei uns die Kinder-äähh Kleider- in der Waschmaschine, ich muss mich wirklich darum kümmern…ohjee, hätten wir uns doch so viel zu erzählen gehabt…nein, wirklich, wie unglaublich beklagenswert, das holen wir bald nach, ganz sicher…!“)

Hier hilft mir in einigen Fällen eine Eselsbrücke aus der Patsche: Hat diese Frau zum Beispiel eine -in meinen Augen- unmöglich toupierte Frisur, welche die spärlichen Haare luftig und durchsichtig rund um den Kopf abstehen lässt und zeigt zusätzlich dazu ihre prägnante Nase deutlich in Richtung Mundbereich, könnte sie vielleicht U-(hu)-rsula heissen! Sind die Augen gross und rund mit weichem einfältigem Blick würde wahrscheinlich Ku-(h)-nigunde passen oder aber die Person heisst möglicherweise Ros-(s)-alia, da ihr Getrampel akkustisch bereits vor ihr bei mir ankommt.

Nun, nicht nur in sozialen Situationen können Eselsbrücken hilfreich sein, also

…zum Zweiten:

Natürlich haben auch Sie bereits des Öfteren auf Prüfungen gelernt…die Eltern unter uns tun dies wöchentlich für unterschiedlichste Schulfächer- oder werden bald in diese ach so stressfreie nicht selbstgewählte Tätigkeit kindlicher Aufgabenbetreuung reinrutschen- und die andern erinnern sich noch der eigenen Schulzeit, bin ich mir sicher!

Na gut, meine Kinder haben meine „Eselsbrücken-Predigten“ fürs „Vocibüffeln“ bereits verinnerlicht: „La tige de ciboulette“ -der „Schnittlauchhalm“ auf Französisch! Aus meiner Warte ein total unterstützenswertes Wort, sollte man doch auf jeden Fall solch essentielle Bereicherungen des alltäglichen Wortschatzes wenigstens in einer Fremdsprache beherrschen: “Bonjour, je suis Verena, ta cousine de Zurich.“ „Salut Verena, est-ce que tu as mangé une tige de ciboulette aujourd’hui?“- reimt sich laut meinem Sohn auf « Rosette », welche einem in den Sinn komme, wenn man sich vorstelle, dass dieser Halm gegessen werde und verdaut und ausgesch…naja, eben…Hauptsache, er kann sich den Ausdruck merken!!

(und nein: ich habe AUSGESCHIEDEN gemeint!)

Die „Gewürznelke“ nennt sich auf Englisch „clove“, was meine Tochter sich bestens merken kann, da dies wie „love“ und damit „lieben“ töne und sie diese Gewürznelke sicher lieben würde, wenn sie wüsste, was eine solche sei…Naja, man könnte jetzt über meine offenbar nicht allzu intensiven Kochlektionen mit meinen Kindern diskutieren oder aber man überlässt der Tochter einfach ihre Eselsbrücke ohne weiteren Kommentar…

…zum Dritten:

Lernpsychologisch gesehen sollte man beim Aufbau einer eigenen Eselsbrücke so oft als möglich mit dem ersten Einfall spielen, also mit der ersten Assoziation zu einem Wort…so knüpfe man an eigene Vorlieben an und mache Lernen individuell!

Nun gut, eine solch kommunizierte eigene Eselsbrücke dürfte also im Umkehrschluss auch einiges über die Verfasserin aussagen…hhmm…Ich gehe das Risiko ein:

Wenn ich überlegen muss, wann das Nachbarskind Geburtstag hat, hilft mir der Satz: „Janu, harre aus!“ (Januar– das Mädchen nervt mich seit Jahren mit Rufen wie: „Duuuhuuuu, was maaaaachsch jetzt?!…Und dääännn???! …Und nachääär??!“)

Oder der Geburtsmonat eines Onkels väterlicherseits: „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ (Auchust= August…Zudem trägt der Mann eine dicke Hornbrille (fast blind) und als krönender Zusatz hat seine Ehefrau ein etwa gleich erfrischendes Wesen wie ein Staubkorn! Ha, sehen Sie? Warum ich mir das Datum dazu merken kann -der 11.­– würde aus der Physis der beiden mehr als ersichtlich…Naja, so wissen Sie jetzt wenigstens, dass Sie ausser der Bekanntschaft meiner Verwandtschaft nichts verpasst haben!)

…des Esels Brücke zum Vierten:

Da ich mich nun schon seit geraumen Zeilen mit Eselsbrücken befasse, komme ich aus meiner Sicht nicht darum herum, auch zu diesem Begriff ein wenig zu assoziieren…Interessant wäre die Frage, –

für MICH interessant, liebe LeserInnen, für mich…sollten Sie also langsam genug haben, mir beim Schreiben zu folgen, verstehe ich das wie immer und würde Ihnen gerne liebenswürdig und verständnisvoll vorschlagen, direkt zum Fünften vor zu scrollen, damit Sie zumindest beim Lesen einen Abschluss finden…unfertige Dinge, selbst Texte, hinterlassen immer ein ungutes Gefühl!

-wie ich mir das Wort merken könnte, würde ich es denn vielleicht einmal vergessen. Hhhmmm…„Ich“ und „Eselsbrücke“, was fliegt da auf, was kommt da her?

Dummerweise habe ich zu diesem Thema tatsächlich -und leider ziemlich unüberlegt, wie es sich herausstellte- meine Familie um freie Assoziationen gebeten. Nun ja, welch ein Frust: Erstens ist keinem von ihnen überhaupt in den Sinn gekommen, irgendeine Gemeinsamkeit zwischen mir und der Brücke zu suchen, geschweige denn zu finden (ICH würde da schon was finden: „stabilisierend“, „verbindend“, „tragend“ und so fort…) und zweitens waren die Übereinstimmungen vom Esel zu mir wie zu erwarten nicht wirklich schmeichelhaft: „Wenn ich an die Farbe denke, kommt mir dein Haaransatz in den Sinn.“ -Wobei ich ja finde, dass ich da vergleichsweise gut weg gekommen bin: Stellen Sie sich vor, meine Tochter hätte anstatt „Haarfarbe“ das Wort „Hautfarbe“ benutzt!- Mein Mann attestierte sowohl dem Tier als auch mir eine gewisse „Starrköpfigkeit“ -was ich so natürlich auf keinen Fall unterschreiben würde! (Im Geheimen und bei entspannter Stimmung mit Sektglas in der Hand würde ich ihm möglicherweise ein kleines Stück entgegenkommen, ich müsste aber dieses doch sehr in die verkehrte Richtung belastete Wort durch „bestimmt, “effektiv“ oder „beharrlich“ ersetzen dürfen)- und mein Sohn wird offenbar durch des Esels Gebrüll an meine Stimme erinnert…Naja!

Meine erste Regung führt mich zum „Tick des Esels“ und somit auch zu meinen „Verhaltensweisen“: Laut Geolino wateten Esel in früheren Zeiten, als man diese zum Lastenschleppen brauchte, nicht gerne durch Wasser oder Sumpf. So suchten sich diese grauen Tierchen also wann immer möglich eine Alternativroute (Brücke!). Interpretiere ich diese Begebenheit als kleine Parabel des Lebens gilt dies für mich genauso: Wasser oder Sumpf auf meinem Weg geht gar nicht… ich könnte nass werden, ausgleiten, durchdrehen, jemandem -zu fest- auf die Füsse oder in die Weichteile treten (immer aus Versehen natürlich, zum Beispiel beim Abglitschen!), versumpfen, stecken bleiben, versauern, verschrumpeln, mich zu fest anstrengen oder mit Unnötigem abplagen müssen…

Die hartnäckige Weigerung des Esels, mit Untiefen zu ringen wenn nicht unbedingt nötig, führte ihn also über eine Brücke zum Ziel, sicher und ohne kalte Füsse zu kriegen. Möglicherweise musste er ab und an das Unverständnis und den aufwallenden Ärger seiner menschlichen Begleiter ertragen, das könnte man sich durchaus vorstellen, nicht? Da das Langohr aber offenbar Träger der alltäglichen Hauptlasten war und ihm dies niemand streitig machen oder gar abnehmen wollte, steht sein Verhalten hier für mich als herrliches Beispiel seiner exzellenten Alltagsintelligenz! Judihui, ich werde mir die „Eselsbrücke“ und damit das Wort wohl bis auf Weiters merken können…immer dann, wenn ich über mein eigenes Verhalten schmunzeln und die Intention dahinter wertschätzen kann!

…zum Fünften

Sollten Sie irgendwann einmal in die bedauernswerte Lage kommen, von Ihrem Umfeld nicht die Dinge gesagt zu bekommen, welche Sie zu hören wünschen –möglicherweise, weil Sie sich zu blödsinnig riskanten Assoziationsexperimenten mit der Familie hinreissen liessen oder auch aus anderen Gründen-: Assoziieren Sie ruhig selbst! Kreieren Sie Ihre eigene Brücke und lassen Sie Ihren Esel gerade stehen. Versteigen Sie sich in wunderbar wohltuenden Vergleichen mit dem eigenen Selbst und spazieren Sie beim eigenen Wert vorbei! Sich ab und an auf die eigene Schulter zu klopfen ist herrlich wohltuend…!

Sollten Sie noch Fragen zu „Esels-Brücken“- oder sonstigen Assoziationen beantwortet haben wollen: Immer wieder gern! Schreiben Sie mir wieder, ich bin gespannt!

 verenadalena@bluewin.ch

(Mein) Humor ist…

Eins meiner persönlichen Ziele ist es, mindestens einmal täglich über etwas zu lächeln oder zu lachen

Oft bediene ich mich dazu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen: Ich liebe es, mit der Sprache zu experimentieren und mit Worten und Redewendungen zu spielen.

So befinde ich mich zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit und begegne auf diesem einem Kater, der irgendwie derangiert aussieht, in etwa so, als wäre er kürzlich mit einem Elektroschocker in Streit geraten!

Ha, sofort beginnt mein Hirn dankbar zu surren, meine Gedankengänge kommen in Fahrt: Finde ich Redewendungen, die zum Erscheinungsbild dieses Tieres passen? Lässt sich damit gar auf mögliche Lebensumstände des „Wortspiel-Opfers“ schliessen? Mal sehen:

Womöglich hat sich die Katze „die Haare gerauft“? (Vermutlich hat sie sich über ihr „Herrchen“ zu Hause aufgeregt…Wer könnte da nicht nachfühlen?) -verständnisvoll genickt-

Oder aber sie ist aufgrund der doch eher frühen Morgenstunde noch nicht ganz „in die Gänge“ gekommen?  (Naja, immerhin ist sie wach!) -gelächelt!-

Oder aber sie wurde von einem anderen Getier- zum Beispiel einer Ratte, die gibt’s nämlich überall- heftig bedrängt, sie wurde also sogenannt „in die Mangel genommen“? (Diese Redewendung entstammt der Arbeit mit der Wäschemangel, welche zu plättende Stoffe zwischen zwei Walzen glattpresste…mit diesem Wissen muss ich den Ausdruck wieder verwerfen, da mir der Kater bei dieser wörtlich genommenen Vorstellung plötzlich leid tut und ich diese Redewendung lieber der Ratte angehängt hätte!) -verneint-

Der Kater könnte aber auch der Katzendame seines Lebens begegnet und deshalb „vom Blitz getroffen“ worden sein? -überlegt und bei seinem Aussehen trotz möglicher innerlicher Werte verworfen-

Oder aber die Katze ist „auf den Hund gekommen“? (Sie sieht aber im aktuellen „Design“ eher wie eine gedämpfte Eule aus!!) -mitleidig gelächelt-

Naja, noch spannender wird’s für mich-wie könnte es auch anders sein- wenn menschliche Individuen mit ihrem Aussehen meine Fantasie in Bewegung bringen.

Ein Beispiel aus meinen jüngsten Erlebnissen wäre dann die höchst eigenartige Dame, die mir kürzlich auf meinem Spaziergang entgegenkam: Angetan mit für Waldwege deutlich ungeeignetem Schuhwerk – Bleistiftabsätze!- und einem total unentspannten Gesichtsausdruck (wobei das so pauschal eigentlich nicht ganz stimmte, da der Stirn- und Augenbereich sogar tiefenentspannt wirkten, sprich ohne eine Furche daher kamen, was ja heutzutage ohne grosse Aufwände möglich sein soll aber nicht immer zum positiven Gesamtwerk beiträgt). Die Mundpartie verkniffen, die Augenbrauen bis auf die Grundelemente gezupft, die selbigen mit schwarzem (Filz?-) Stift nachträglich und offenbar ruckartig in die Höhe gezogen, stakst diese ladyartige Figur wagemutig an mir vorbei…(Ich konnte nicht eruieren, ob sie mir böse war, weil ich nicht wie den aktuellen Gepflogenheiten entsprechend vom Weg fort ins Gras gehüpft bin, um sie abstandskonform an mir vorbei wandern zu lassen und sie zusätzlich zu dieser „Nichteinhaltung der unausgesprochenen Regeln“ auch noch mit zugewandtem Lächeln (ich habe sie an- und nicht ausgelacht, aber möglicherweise etwas mitleidig ausgesehen) grüsste, oder ob der von mir als böse gedeutete Gesichtsausdruck einfach der kümmerliche Rest einer ursprünglich ausdrucksstarken Vorderseite des Kopfes darstellte…Naja, wie auch immer, meine Spiellaune hob sich per sofort:

„Nicht ganz koscher“ und „da lachen ja die Hühner“ kamen mir sofort in den Sinn! -innerliches Glucksen-

„Jemandem die Stirn bieten“ dünkte mich etwas zynisch in Anbetracht des vorhin Beschriebenen. Ich sollte eigentlich nicht „den Stab über jemandem brechen“, den ich nur kurz vorbeigehen sah!

Naja, da wären noch „unter aller Kanone“ oder „die hat den Vogel abgeschossen“! -innerlich kichere ich laut!-

„Sich etwas abschminken“ verunsichert mich etwas: Wenn ich mir den Ausdruck zu wörtlich vorstelle, dann muss ich mir das Gesicht ohne schwarze Striche herausarbeiten, was vielleicht zu „da haben wir den Salat“ führen könnte! Zudem muss ich zugeben, dass ich auch immer wieder froh bin, jemanden anzutreffen, der nicht wie „Hinz und Kunz“ aussieht und der, -egal in welche Richtung- etwas Authentizität ausstrahlt. „Der Vergleich hinkt“ nun ein wenig (und nicht nur der, wenn man an die Stöckelschuhe denkt).

Ich sollte „die Kirche im Dorf lassen“, schliesslich habe ich ja von „Tuten und Blasen keine Ahnung“ (Naja, nicht dass dies jetzt jemand zu wörtlich nehmen sollte, Sie wissen ja, das ist eine Redewendung und stammt aus dem Mittelalter und beweist somit nicht, dass ich vom heutigen möglichen Verständnis dieser Worte wirklich keine Ahnung habe, aber darum geht’s ja hier zu meinem Glück nicht und ich werde sicher nicht „aus meinem Nähkästchen plaudern“!) -schmunzeln-

So, stellen Sie sich nun weiter vor, was sich damals meinen Augen im Anschluss an das an und für sich bereits herausragend erheiternde Ereignis dieser Begegnung dargeboten hat:

Die von mir als „Spielobjekt“ fremdverwertete Frauengestalt knickste doch tatsächlich wenige Meter von mir entfernt von ihren Schuhen und fiel mit einem seltsamen Seufzer in den am Wegrand liegenden Pferdehaufen! -ächz, ich kann mich vor Lachen kaum halten!!-

Beinahe hätte ich „Hals- und Beinbruch“ gerufen! -brüllendes Lachen verbeissen!!-

Sollte ich nun „in die Bresche springen“ und der Dame aufhelfen oder „frech wie Oskar“ „mir ins Fäustchen lachen“? (Meine Kinder könnten „ein Lied davon singen“, wie oft ich vor Ungemach bei nicht umgebungsangepasster Kleidung predigte und sie mussten schon des Öfteren „in den sauren Apfel beissen“ und daher mit nassen oder verdreckten Kleidern ausharren, weil sie „keinen Pfifferling“ auf meine Warnungen gaben!)

Aber da „Schadenfreude“ ja bekanntlich eben nicht die „beste Freude“ sei – möglicherweise wirklich nicht die Beste, aber eben schon eine Gute, zumindest, wenn man sie nicht allzu laut kundtut-, entschloss ich mich, „den Sprung ins kalte Wasser zu wagen“ und der „gefällten Dame“ zu Hilfe zu eilen. -Sensationsgelüste und schlechtes Gewissen wegen vorangehendem Auslachen-

Sie können sich kaum vorstellen, wie krass ich „aus allen Wolken fiel“ als ich vor Ort ankam: Erstens stellte sich die Dame –„da hätt‘ ich im Traum nicht daran gedacht“!- als Herr heraus, zweitens schien dieser sich im Dreck und auf dem Hosenboden „pudelwohl zu fühlen“. Wie er mir „frisch und fröhlich“ kundtat, gehörte er nämlich zu einer (irgendwo versteckten und sich „ins Fäustchen lachenden“?) Gruppe polternder Männer, welche den Bräutigam in spe geschminkt und in Frauenkleidern „auf Ab- (oder eben Wald-)Wege“ geschickt hatten, um ihn für- und vor-sorglich zu tyrannisieren, sprich ihm deutlich zu machen, welch Ungemach ihn „unter der Fuchtel“ seiner Bald-Ehefrau erwarten könnte!

Meine Güte, wie fühlte ich mich „am Seil heruntergelassen“!  Und er freute sich „wie ein Schneekönig“ ab meinem zwischen Verblüffung und Entgeisterung schwankenden Gesichtsausdruck und „lachte sich die Hucke voll“! –freudiges ansteckendes Lachen seinerseits

Meine Güte! Was war „mein Arsch auf Grundeis gegangen!“ Was habe ich „mein Fett wegbekommen“! Der hatte ja echt „den Vogel abgeschossen“! -befreiendes lautes offenes Lachen meinerseits-

In diesem Sinne bedeutet für mich Humor…

…über sich selbst genauso zu lachen!

Sich und anderen Schwächen zuzugestehen entspannt und macht gelassen! Nehmen wir uns nicht zu wichtig, sondern Lächeln wir öfters, über uns selbst oder andere…

T-i(e)r-real

Stellen Sie sich vor, Sie würden mitten in der Stadt einer Giraffe begegnen…Dies ist mir gestern -beinahe- passiert:

Es war wieder einer dieser Tage während derer mir zu deutlich bewusst wird, dass ich durch den aktuellen Verlust meiner verschiedensten Freizeitaktivitäten zu immer hirnrissigeren Tricks greifen muss, um mich bei Laune zu halten… Ein eindrückliches und daher erzählenswertes Beispiel in dieser Hinsicht ist -wie ich finde- das Zoo Spiel, welches ich manchmal mit mir selbst oder gemeinsam mit meinen Kindern spiele:

(Nun, Sie sehen, aktuell vermisse ich sogar den Zoo, obwohl ich mir dies nie hätte vorstellen können, da es auch schon Zeiten gab, in denen ich aufgrund einer Überdosis Zoobesuchen am Abend jeweils erleichtert war, dass wir zu Hause zwar eine Sau-Ordnung aber wenigstens kein sonstiges Haustier hatten.)

Nun also zum Spiel: „Wer zuerst einen Elefanten sieht, bekommt einen Punkt!“ Je denn, „Elefant“ ist meist nicht die schwierigste Aufgabe und es ist sehr oft meine Tochter, die sie löst: „Schau, Mami, da, diese Frau mit dem grauen Mantel: die Ansicht von hinten stimmt und die Ohren könnten vom afrikanischen Tier sein!“ So weit so gut, der Punkt wird vergeben!

(Mein Sohn findet dies zwar sofort und aufgrund zwei unterschiedlicher Argumente „voll fies“: Zum einen, weil es grundsätzlich gemein sei, eine Person aufgrund des körperlichen Umfangs oder des Hinterteils auf eine bestimmte Tierrasse zu fixieren -worauf meine Tochter kontert und diese Kritik für nicht zulässig erklärt, da man diese Frau durchaus auch dem Nilpferd oder dem Hängebauchschwein zuordnen könne- und zum andern, so argumentiert mein Sohn, hätte er eigentlich „Mami!“ rufen wollen, sich dies aber aufgrund seines vorherigen Argumentes nicht getraut…! Noch Fragen!?!?)

Naja, Affen findet man übrigens auch ziemlich schnell:

(Das Spiel ist nicht den visuellen Ähnlichkeiten vorbehalten; es dürfen selbstverständlich auch andere Parallelen ins Spiel gebracht werden!)

Jemand, der sich gedankenverloren, intensiv und offensichtlich zufrieden am Gesäss kratzt während er mit Kopfhörern und stereotyper Kopfbewegung- vorzurück, vorzurück- an der Haltestelle auf den Bus wartet oder aber eben dann Menschen, die sich -in meinen Augen- durch ihr Verhalten zum Affen machen:

Mir fällt da spontan eine Dame mittleren Alters ein, die neulich im Einkaufsladen hinter dem Gemüseregal versteckt wartete, bis ich meine Äpfel gezählt und eingepackt hatte, um dann in verzweifelter Geschwindigkeit an mir vorbei zu schiessen, auf dass sie ja kein Unnötiges meiner Aerosole abkriegen würde. (Es könnte sich möglicherweise trotz korrekt getragener Maske meinerseits eines dieser schwer fassbaren Dinger in die erweiterte Umgebung hervorgeschlichen haben, wer weiss?!). Diese Beobachtung allein würde mir vollends genügen, um den „Affen-Punkt“ ohne Zögern an die Dame zu vergeben! Wenn dann aber dieselbe Person -dummerweise und zusätzlich zum vorhin beschriebenen Verhalten- auch noch an einem seitlich vorstehenden Brett der Gemüseauslage hängenbleibt, dadurch abrupt in ihrem Lauf gestoppt wird, sich seitlich überschlägt und auf einen im nächsten Durchgang stehenden älteren Herrn fällt, welchem vor Schreck der Mund weit auf- und die Maske herunterklappt, wird die Zuordnung zur oben erwähnten Tierart natürlich auch für ungeübte „Zoo-Spielerinnen und -Spieler“ evident!

Bei Pinguinen wird’s schon deutlich schwieriger, sehen wir ja nur noch äusserst selten eine Horde Ordensfrauen oder sonntäglich gekleidete Pfarrer auf der Strasse „freilaufen“. Für diese Tierart  müssen dann bei uns oft die Herren Geschäftsleute herhalten… (Den „Schnabel“ denk‘ ich mir halt dann dazu, egal an welcher Körperstelle, in welcher Farbe, Grösse, was auch immer, Fantasieren ist erlaubt…)!

Und eben, gestern ist mir „die Giraffe passiert“…

(Einmal mehr muss ich mich etwas weitschweifig erklären und damit kurz etwas zwischen den Giraffen-Punkt und dessen Entstehungsgeschichte schieben: in meiner Jugend und weit darüber hinaus habe ich intensiv getanzt -Jazztanz, Hip Hop und solche wunderbaren Tanzereien- und diese Tanzarten auch lange selber unterrichtet. Aus dieser Zeit stammt meine Gewohnheit, Menschen an ihrer Art sich zu bewegen, sich körperlich zu präsentieren oder mit ihrer Körperlichkeit Raum einzunehmen zu unterscheiden und zuzuordnen: Ich kann mir die Bewegungs-Eigenart eines Menschen deutlich besser merken als den jeweiligen Namen!)

Nun denn…Da sitze ich also im Auto -ich fahre sehr gerne Auto und bin so oft als möglich darin unterwegs-, habe meinen Terminplan bis dato nahtlos im und bin im Be -Griff, in die zweitletzte Seitenstrasse vor Erreichen meines Ziels abzubiegen, als mich eine Bewegung im Seitenspiegel abbremsen lässt -nicht zu früh, wie ich sofort realisiere, ist diese Bewegung doch von einem Wesen ausgelöst worden, das ansetzt, die Strasse zu überqueren.

Unerwartet und auf wundersame Weise wähne ich mich urplötzlich in einer Steppenlandschaft irgendwo im südlichen Afrika…langsam und stetig, im Passgang, mit irrsinnig hohen Stöckelschuhen, nicht wirklich majestätisch aber sicher irgendwie so gedacht, bewegt sich eine -nicht mehr ganz junge jedoch als solche verkleidete- Lady im Leopardenlook mit durchgestrecktem Hals und hochgereckter Frisur nach Giraffenart über den Fussgängerstreifen. Plastikhandschuhe bedecken die „Vorderhufe“, ein Mund-Nasenschutz im Tigerdesign erspart mir die Realität des an mir vorbeiziehenden Gesichtes und eine Art Taucherbrille unterstützt den Eindruck tierähnlicher Augen. Ein schauderartiges Ziehen erfasst meinen Körper! Gefühlte fünf Minuten lang erlebe ich mitten in meinem ansonsten ziemlich „spezialereignisarmen“ Alltag das grossartige Gefühl, eine schützenswerte Spezies in freier Wildbahn zu beobachten… eine Safari-Emotion mitten in der Stadt! Irreal, faszinierend, ein Hochgefühl zuerst, dann Beklemmung, irgendwie zu voyeuristisch, ohne Selbstverschulden…

Ich vergebe den Giraffen-Punkt automatisch und stumm, wehre mich noch ein bisschen gegen die Tatsache, diese Erscheinung und deren Bewegungen unauslöschlich in meinen Gehirnwindungen eingebrannt zu wissen und starte dann mein Auto wieder, welchem als Äquivalent zu meiner Sprachlosigkeit der Motor „vergangen“ ist und erreiche mein ursprüngliches Ziel ohne weitere Tierrealitäten mit zweiminütiger Verzögerung…

Mein Fazit an diesem Tag:

Manchmal ist weniger mehr: Sowohl auf gewisse Personen bezogen als auch auf meine Idee, Spezial-Ereignistage seien zwingend besser als andere!!

Naja! Fahren wir weiter!!

Piiiiing!!

Piiiiiiiiing…Meine Haustürglocke gibt hartnäckige Geräusche von sich, ohne auf meine aktuelle Situation Rücksicht zu nehmen, die es mir UNMÖGLICH macht, jetzt genau in diesem Moment die Türe zu öffnen!

Piiiiiiing….Naja, eben NICHT!! Vielleicht öffnet sich die Türe von selbst? Oder meine „Mitbewohner“ fühlen sich vom Auftrag dieser Glocke angesprochen und bewegen sich aus ihren Zimmern? Oder der Boden öffnet sich unter „dem Läuter“ und verschluckt diesen?

Piiiiing…..Nein! Nichts dergleichen…das Abendessen (ver-?) brutzelt in der Pfanne, der Dampfabzug läuft auf Hochtouren, mein Sohn schreit nach Hausaufgabenhilfe, der Kühlschrank schrillt und will beachtet respektive geschlossen werden und ICH: SITZE AUF DER TOILETTE!! Und ich sitze da -im Fall- nur deshalb, weil ich…

  • offenbar fälschlicherweise dachte, dass ich -nachdem ich mit der „externen Arbeit“ für heute abgeschlossen, meine Tochter im Nachbardorf vom Malkurs abgeholt und auf der Hinfahrt gleich noch den Einkauf erledigt habe- die perfekten zwei Minuten für den WC Gang gefunden hätte: nämlich die, während derer unser Nachtessen in der Pfanne vollends gar werde…

und

  • ich nicht wie andere im Stehen pinkeln kann!

Piiiing!! Naja, ich erledige die Sache nun noch schneller als gedacht, Hände gewaschen, die Spülung gedrückt (LEISE, LEISE, „der Piiinger“ soll ja nicht mitbekommen, womit ich gerade beschäftigt war: unser Hauseingang befindet sich Nahe dem „Stillen Örtchen“…wobei wohl in dieser Situation Namen wie „Schnelles Rein-Sauserchen“ oder „Sekunden-Schüsselchen“ passender wären!)

Piiiiiiiing!!!!.…Ich reisse die Türe auf, mit vor Erregung und Geschwindigkeit bereits geröteten Wangen… und da stehen: Zwei Maskierte!!

Peng!!…. Türe gleich wieder zugeschlagen, in meinem Kopf sofort mein Leitsatz an meine Kinder, die von mir immer angehalten werden, zuerst das Fenster neben der Haustüre zu öffnen, um herauszufinden, ob Freund oder Feind an unserem Frieden kratzen!

Dann schaltet sich langsam mein Hirn ein -es sitzt womöglich noch auf der Toilette, es sind da drauf  ja letztendlich zwei Minuten eingeplant gewesen- und verdrängt die Reflexe ans Seitenfenster: Blick nach draussen. Bei den Maskierten handelt es sich um eine Frau mit Mann, deren Augen das einzig erkennbare Gesichtsteil ist -aufgrund Mundschutz und Kapuze- und die damit ziemlich ratlos auf die geschlossene Türe starren…

Piiiing!!

Naja, zum Abschluss der Geschichte zieht neben dem oben beschriebenen Lärm noch der Duft von verbranntem Abendessen durch unser Haus, die Katze der Nachbarin huscht durchs geöffnete Fenster in das -für sie- offenbar anheimelnde Durcheinander unseres abendlichen Familienlebens (ich bin starke Allergikerin, müssen Sie wissen: eine Katze im Haus bedeutet für mich zwei Wochen Asthma und die motivierende Aussicht auf eine sofortige akribische Putzaktion…) und die beiden Maskierten entpuppen sich als „wohlmeinende Bürger“, die mir berichten wollen, dass die Fahrräder meiner Kinder mit mindestens einem halben Hinterrad auf dem Gehsteig stünden…Und dies obwohl -wie diese helfenden Mitmenschen mir mit einer selbstbewussten Portion Ernsthaftigkeit versichern- wir ja einen genügend grossen Abstellplatz unser eigenen nennen würden. „Und zugesperrt sind die Velos auch nicht, die könnte ja jeder mitnehmen!“

Piiiiing!! Und das ist jetzt das Geräusch meiner Nervenstränge, die reissen!

Wenn ich vorbereitet gewesen wäre -das nächste Mal?- oder im Nachhinein hätte ich mich ganz bestimmt richtig souverän verhalten:

Ich hätte

  • den beiden Vermummten meine Haustüre weit geöffnet
  • mich sowohl mit einem kräftigen Händedruck als auch wort- und aerosolreicher Rede höflichst für diese solidarisch-altruistische Einsatzbereitschaft bedankt und
  • diese zwei mitdenkenden Gutmenschen vehement und anhaltend geherzt!

Naja, ich bin NICHT vorbereitet und befinde mich im Hier und Jetzt:

„RUUUUHHHHEEEEEEEEE!! Piiiiing!

SOOOFFFOOORT!!! Piiing!!

AAAALLLLLLEEEEEE! Piiiiiing!!“

Und nein: Schlimmeres -anspucken?!- hätte ich nie gemacht, im Fall! Wäre ja auch total unverhältnismässig gewesen, oder?!! Zum Glück -für andere?-habe ich mich selbst beim Ausrasten noch teilweise unter Kontrolle…was in diesem Sinne auch mein heutiges Resumé sein könnte…Zwinker!!

Lange Weile

Eine lange Weile…

…schon befasse ich mich mit Themen, die mich bis anhin niemals länger als eine Sekunde meiner Aufmerksamkeit gekostet hätten: 

Da ist zum Beispiel der helle mahnende Piepton, den mein Auto von sich gibt, wenn der Sicherheitsgurt auf der Fahrerseite nicht eingehackt ist…

„Echt jetzt?“, fragen Sie sich vielleicht und natürlich auch dieses Mal mit vollem Recht, „soll nun tatsächlich ein „Piep“ zum Thema werden? Und dies in einem Blog, der zum Ziel haben soll, seine Schreiberin in emotionaler Balance zu halten?“ 

Na, sehen Sie, noch bis vor einem Jahr hätte ich reagiert wie Sie! 

Aber im Moment ist dieser Piepton sogar nur eines von mehreren Beispielen aus einer längeren Liste von alltäglichen kleinen Dingen, die mich zur Zeit stimmungstechnisch am Leben erhalten.

„Wie“, -so meine ich Ihre nächste Frage zu hören und stelle mir dazu eine Ihrer zwei Augenbrauen vor, die leicht irritiert und etwas strapaziert in die Höhe schiesst- „soll ich das verstehen?“ (Sollten Sie nicht zu den LeserInnen gehören, deren Augenbrauen sich bei fragender Grundstimmung ihrerseits bewegen, können Sie nachfolgende Passage gerne auslassen und sich direkt zum Abschnitt „eine sehr lange Weile“ begeben…)

Naja, für alle anderen hole ich mal wieder etwas aus, bevor ich dann wieder zu Piepton und Co zurückkommen werde: 

Seit ich mich erinnern kann, habe ich ein enormes Bedürfnis nach selbstbestimmtem Handeln, nach eigenständigem Denken und zusätzlich dazu ein Verlangen nach intelligenten, kreativen und originellen Mentalitäten, in deren Gesellschaft ich mich frei und mündig in verschiedensten Realitäten des Lebens bewegen kann. 

Nun, wie natürlich auch Sie, werde ich aktuell per unterschiedlichsten Regelungen und Dekreten vor mir selbst, meinen Mitmenschen und dem Leben allgemein beschützt – dies durch eine Art staatliche „Helikopter-Mutter“, der man in „früheren“ Zeiten und Kolumnen jeweils attestiert hätte, sie nähme ihren Kindern die Möglichkeit einer positiven auf eigenen Erfahrungen basierenden Entwicklung weg….aber naja, ich bin kein Kind mehr, sodass diese Überbehütung offenbar niemand als primär schädlich für mich erachtet. 

Hmm! Ich aber spüre mein oben genanntes Bedürfnis immer deutlicher in mir rumoren, es brodelt und kocht, und mein ebenfalls oben beschriebenes Verlangen tanzt in meinem Kopf zu dumpfen bassähnlichen Rhythmen Breakdance! 

Es steigt in mir immer mehr das Gefühl, ja die Befürchtung auf -natürlich völlig „unwissenschaftlich“ und unvernünftig emotional- vielleicht, eines Tages an „Null-Risiko“ zu sterben? Wer weiss?

Eine sehr lange Weile…

(hier könnten die LeserInnen wieder einsetzen, die meine ausführlichen Erzählungen ermüdend finden und daher nun natürlich nicht wissen,weshalb ich mich in blumigen Ausschweifungen um Pieptöne von Sicherheitsgurten ergehe, denen dies aber -völlig zu Recht- auch egal ist!) 

Mein Leben ist aktuell dermassen „erregungsarm“ -natürlich mal abgesehen von meinen „internen“ Ermüdungsanzeichen durch Ehemänner im Homeoffice, Kindern in Quarantäne, Homeschooling, nie endenden Haushaltspflichten und so fort-, wenig selbstbestimmt und von solch immer gleichen Themen erfüllt, dass ich vor Langeweile schier umkomme! 

Wissend, dass auch dies, einmal mehr, zum Thema „Luxusprobleme“ gehört, versuche ich dieses deshalb ganz selbständig und ohne grosses Aufsehen für mich zu lösen… und da sind wir nun also wieder beim „Piep“ und damit bei meiner schier unbändigen Lust auf ein „anständiges, Familienleben taugliches Risiko“, auf ein Stück „normales, verrücktes Leben“, auf „angepasstes Über-die-Stränge-schlagen“:

-Ich schnalle mich also im Auto seit geraumer Zeit nicht mehr immer an (Piep!)! (Also natürlich nur wenn ich alleine fahre und auch nicht schneller als 35 km/h, dies in wenig befahrenem Gebiet und immer auf der Hut, klar!)

-Ich trinke zwei-drei-vier Gläser mehr Prosecco als zum guten Ton gehörend!

-Ich parkiere mein Auto auf dem Gehweg und auf Privatparkplätzen obwohl das verboten ist.

-Ich schreite bei meinem Spaziergang beherzt durch -aufgrund von Schneefall und möglicherweise fallender Bäume abgesperrte- Gebiete. (Natürlich erst so zwei,drei Tage nach dem Unwetter!)

-Ich fahre zwei miteinander zeternden älteren Damen im Einkaufsladen dreist über den Mund und befehle ihnen, sich nicht dermassen kindisch auf zu führen, sodass die eine dann beleidigt und ohne Ihr Brot von dannen zieht und die andere mir in anklagendem Ton zu erklären versucht, weshalb sie nicht Schuld am Schlamassel sei und ich mich dadurch schon fast wie bei mir zu Hause fühle.

-Ich widerspreche dem Schulleiter meiner Kinder und rede dermassen lange ohne Punkt und Komma auf ihn ein, dass er sich am Schluss bei mir für alles entschuldigt, inklusive all dem, was er in Zukunft falsch machen könnte.

-Ich weiche dem langweiligsten aller meiner Nachbarn NICHT aus und nehme das Risiko eines Gesprächs über nicht geleerte Grüntonnen und zerfressene weil zum falschen Zeitpunkt rausgebrachte Abfallsäcke in Kauf.

Gut, dies sind nun also alles Dinge, die mir gewissermassen nebenher und ohne viel Überlegung „passiert“ sind, die also eine -fast- automatische Reaktion auf meine mentale Unterernährung darstellen.

Seit gestern gehe ich nun bewusster vor, im Sinne von kleinen, wie ich hoffe, alltagserfrischenden Experimenten: 

Zum einen legte ich mittags Messer und Gabel beim Tisch aufdecken verkehrt herum neben die Teller! (Schon Wahnsinn, was Langweile mit mir macht, oder?!) Natürlich habe ich erwartet, dass es wenigstens jemand merkt! Was aber leider nicht der Fall war! Meine Güte, was sagt dies nun über mich und meine Erziehungsmethoden in punkto Tischmanieren aus?! (Rhetorische Frage!)

Dann, am Nachmittag, habe ich „Leute angestarrt“: Dazu stellte ich mich neben meinen Briefkasten und versuchte, alle Spaziergänger, die an mir vorbeikamen, mit meinem Blick fest zu nageln… naja, es waren nur zwei Fussgänger, es hat geregnet….ich habe also diese zwei – wenigstens kamen sie nacheinander und innerhalb einer halben Stunde, sonst wäre ich noch nässer geworden als ich danach eh schon war, aber es handelte sich ja um ein Experiment- mit festem Blick taxiert. Ich liess meine Mimik bewusst und wie ich fand mit schauspielerischem Geschick zwischen Erstaunen, Zorn, Flehen, Verständnis und Freude wechseln…Sie ahnen es schon: Die haben nichts bemerkt! Keine Reaktion, nichts! Die sind einfach vorbei gelaufen ohne den Kopf zu drehen und im Rücken haben eben nur Mütter Augen und es waren nun mal keine Mütter und es hätte trotzdem nichts bewirkt, bin ich sicher!

Naja, ich werde mir für heute etwas Nächstes überlegen. Und für morgen. Und übermorgen!

Klar wird:

Und wenn das Leben noch so wunderlich erscheint… 

…bleiben wir kreativ, gestalten wir unseren Alltag farbig, spassig, wohl wollend, manchmal durchaus etwas bissig, grundsätzlich aber freundlich, mit einem grossen Touch Augenzwinkern!

Ich versuche mich in gedanklichen Experimenten oder „Ausflügen“ in selbst gemachte Sphären, hoffentlich bald wieder mit Hilfe von anregenden Begegnungen mit originellen Menschen verschiedenster Denke…bis dahin: ich freue mich über jeden Ihrer Gedanken zu meinen Texten oder zu Ihrem Leben, auch in schriftlicher Form:

verenadalena@bluewin.ch