Krise! (Oder: schwere Kost…)

Sie wissen sicher, „Krise“ ist aktuell ein Modewort!

Naja, MEIN Wort ist es nicht! Obwohl ich sie durchaus öfters und immer wieder kriegen werde, kriege und gekriegt habe, die Krise… Und zwar schon deutlich bevor dieses Wort und seine aktuellen Hintergründe scheinbar alles entschuldigt, was schon immer mal entschuldigt werden wollte: „Haaach, nein, leider, leider kann ich Ihnen bis zum Sommer keinen Termin fürs „Veloflicken“ mehr anbieten, Sie wissen ja, die Krise!“ (Bitte, was? Das war im März!! Und was hat mein defektes Fahrrad mit Viren zu tun? In Echt?!) Oder die Ansage der Kreditkartenhotline: “ Siiiirrrrr…Bitte entschuldigen Sie die langen Wartezeiten, aufgrund der aktuellen Krise sind unsere Dienste völlig überlastet…siiiiirrrr…wir bitten um Verständnis…ssiiirr..!“ Ähhhmmm…Verständnis?!! Habe ich nicht!! Machen die da „virtuelle 2-Meter-Abstände“ in der Telefonleitung?!“Meine Güte!!

ICH kriege -zum Beispiel- die Krise, wenn dieser blöde schwarze Riesenvogel in unserem Garten den Abfallsack auf rupft bevor die Abfuhr da war und ich mich so (nochmals) mit meinen ganz persönlichen Müll auseinandersetzen muss, obwohl ich den doch eigentlich bereits „gekübelt“ habe! Oder wenn ich -kurz bevor ich aus dem Haus muss- mein Handy nicht mehr finde und ich sonst eigentlich alles souverän bis auf die letzte Sekunde geplant und fast wie gewollt hingekriegt habe (Walking, Kinder, Mann, Make-up (meint: Alters- und Nachtspuren soweit möglich beseitigen), Kleider, Mittagessen, Wäsche, Briefträger, Grüncontainer-zum Glück bin ich Allergikerin sonst stünde hier noch- Hund!!). Das Handy finde ich schliesslich -wenn’s gut läuft- im Kühlschrank, in der Alusammlung oder fein säuberlich „verstaut“ neben dem Staubsauger! Ich finde ja, dass dieser Umstand alleine bereits bezeugt, dass meine nervliche Verfassung schon VOR dem Verlegen meines Telefons nicht unbedingt tiefenentspannt war, also eher: Doppel-Krise!!)

Nun ja, Worte-Menschen-Geschichten-Schwächen-Ressourcen-Abhängigkeiten-selber Denken…alles das fasziniert mich seit jeher, -wie Sie ja bereits wissen, wenn Sie öfters mal was von mir lesen- und aus diesem Grund habe ich mich nun doch noch auf „DIE Krise“ eingelassen und mich auf all diesen obengenannten Ebenen -und noch einigen mehr- damit auseinandergesetzt….Nachfolgende Geschichte steht für dieses Tun:

Das Schwarznasenschaf starrt mich an! Kauend!

„Wasisch?!“ scheint es zu fragen und sein geschorener wulstiger Nacken steht im scharfen Gegensatz zu seiner Haartolle, die seinem Kopf etwas jugendlich Aufsässiges verleiht, ein Kontrapunkt zu seinem ansonsten scharf rasierten Körper. Die sommergrüne Wiese rahmt die Szene unaufdringlich.

„Ischöbbis?!“ Bis dato noch beschwingten Fusses unterwegs, stolz auf meinen morgendlichen Aktivismus in freier Natur, bleibe ich nun stehen. Mir ist unwohl! Blick nach rechts und links, niemand da! Nur das Schaf am Rande seiner Herde! Was will das Tier? Mein mulmiges Gefühl verstärkt sich: Griff der rechten Hand in die Jackentasche; dann der Schreck: nichts da! Die Maske fehlt!! Seit Tagen schon. Was nun? Ich fühle mich auf einen Schlag ungeschützt, völlig ausgestellt, machtlos gar! Was ist, wenn mich was angreift? Mir wer entgegen kommt? Mir ein Schaf widerfährt? Die Morgensonne gewinnt an Kraft.

„Drüllschdure?!“ Der Tollenkopf kaut unbeirrt weiter. Die anderen Schafe scheinen innezuhalten. Passiert da was? Meine Gedankengänge schalten hoch… Da ist es wieder, dieses rätselhafte Gefühl: eine diffuse Stimmung zwischen Zweifel und Befreiung, eine Art „Nackt-Bewusstsein“ inmitten des Tastens nach dem abhanden gekommenen Badetuch! Gleichwohl körperliches Befinden als auch Gemütslage lähmt mich dieser Zustand nun seit Ende der Corona Restriktionen wiederholt und ungebeten. Kein morgendliches Sommerlüftchen widersetzt sich der einsetzenden Hitze. Ist der Morgen bereits so fortgeschritten?

„Häää?!“ Die rosa Haut mit schwarzen Flecken meines Gegenübers scheinen auf beginnenden Sonnenbrand oder Ärger hinzudeuten…Ist ja klar! Bar jeglicher Hüllen, „füdliblutt“ auf der Sonnenweide! Ich fühle mich provoziert! Zu Recht? Ich spüre rot.

„Was denkst du dir?!“ schreie ich laut. „Geh‘ in den Schatten, du Idiot! Solltest Du so blank sein? Kaum! Das ist kein Spass, weisch! Der Wolle beraubt! Frei und unbedeckt? Siehst Du nicht der Bäume schattig lockender Schutz? Du solltest Dich gegängelt fühlen! Muckst Du nicht auf? Beiss‘ doch! Brülle! Sei‘ kein Esel, du Schaf!“

Ich stampfe, schreie, mache Radau… ich lasse mich gehen. Persönliche Krise!! Alles Tumult!  „Lasst mich in Ruhe! Alle! Echt! Kein Bock auf noch mehr Böcke!“

„Pffff!“ Mein Blick fällt auf das weisse Hinterteil meines Gegenübers. Ein schwarzer Fleck setzt jenes Körperteil in Szene, welches mir verdeutlichen könnte, was das Tier von mir denkt. Das frische Gras scheint ihm wichtiger als die leidenschaftliche Erregung meinerseits. Eine ungemein verfahrene Situation, wirklich!

„Ist nicht mein Mist, Kleines!“ Etwas an seiner borniert wirkenden Aufmüpfigkeit, an dieser unaufgeregten Coolness: Dieses Schaf tut Wirkung!  Die Luft riecht warm. Unerwartet spüre ich ein Glucksen, tief aus meinem Innern rollt es heran…Befreiendes Gurgeln…Kichere‘ ich? „Echt jetzt?“

Die zur Schau getragene Lässigkeit des kahlen Tieres mit aufgebauschter Haarlocke holt mich wieder in Bodennähe. Bislang anscheinend im verschleiernden Dunst, bricht in mir mehr Sommer durch, ich sehe klarer, meine Verspannung löst sich in sonnig warmem Schmunzeln auf. Das Rauschen in meinen Ohren weicht dem sirrenden Summen kleiner Tierchen.

Einsicht? Unsere Dramen sind eins, meins ist keins!

„Spinnschjetzt?!“ Meine Realität winkt mir zu, von weitem offenbar, aber immerhin: Geschorene Felle wachsen wieder, oder? Jeder lässt mal Haar… Versteckt‘ sich hinter meinem polierten Zeitgenossen gar ein Hauch von heilender Inspiration? Zum Greifen nah? Eine Vorahnung der flimmernden Mittagswärme wird nun konkret. Sonnenstrahlen auf der Haut, eine angenehme Körperempfindung!

„Wasstahschnoda?!“ Rotznäsige Anmassungen jeglicher Art lassen mich nun kalt, selbst ist die Frau: Kinn gereckt, Blick kühn nach vorn…ich breche auf, verabschiede mich freundlich von Schwarznasenschaf und Krise und ziehe weiter in den Sommer…vorwärts, meinen Fellen entgegen.

So, liebe Leserinnen und Leser, wie ich Sie einschätze, haben Sie sich bereits während der Lektüre dieser meiner Geschichte so ihre Gedanken gemacht! Wunderbar! Falls Sie diese mit mir teilen möchten: ich würde mich freuen!

Falls nicht, ebenfalls gut: Unser Denken ist -zum Glück- frei und mit keiner Massnahme ein zu fangen! Gedanken sollen fliegen wohin sie wollen…Ich liebe es, wenn sie flattern, pendeln, schweben, sprühen, Kurven fahren und sich verändern…und auf jeden Fall in -eigener- Bewegung bleiben…

verenadalena@bluewin.ch

T-i(e)r-real

Stellen Sie sich vor, Sie würden mitten in der Stadt einer Giraffe begegnen…Dies ist mir gestern -beinahe- passiert:

Es war wieder einer dieser Tage während derer mir zu deutlich bewusst wird, dass ich durch den aktuellen Verlust meiner verschiedensten Freizeitaktivitäten zu immer hirnrissigeren Tricks greifen muss, um mich bei Laune zu halten… Ein eindrückliches und daher erzählenswertes Beispiel in dieser Hinsicht ist -wie ich finde- das Zoo Spiel, welches ich manchmal mit mir selbst oder gemeinsam mit meinen Kindern spiele:

(Nun, Sie sehen, aktuell vermisse ich sogar den Zoo, obwohl ich mir dies nie hätte vorstellen können, da es auch schon Zeiten gab, in denen ich aufgrund einer Überdosis Zoobesuchen am Abend jeweils erleichtert war, dass wir zu Hause zwar eine Sau-Ordnung aber wenigstens kein sonstiges Haustier hatten.)

Nun also zum Spiel: „Wer zuerst einen Elefanten sieht, bekommt einen Punkt!“ Je denn, „Elefant“ ist meist nicht die schwierigste Aufgabe und es ist sehr oft meine Tochter, die sie löst: „Schau, Mami, da, diese Frau mit dem grauen Mantel: die Ansicht von hinten stimmt und die Ohren könnten vom afrikanischen Tier sein!“ So weit so gut, der Punkt wird vergeben!

(Mein Sohn findet dies zwar sofort und aufgrund zwei unterschiedlicher Argumente „voll fies“: Zum einen, weil es grundsätzlich gemein sei, eine Person aufgrund des körperlichen Umfangs oder des Hinterteils auf eine bestimmte Tierrasse zu fixieren -worauf meine Tochter kontert und diese Kritik für nicht zulässig erklärt, da man diese Frau durchaus auch dem Nilpferd oder dem Hängebauchschwein zuordnen könne- und zum andern, so argumentiert mein Sohn, hätte er eigentlich „Mami!“ rufen wollen, sich dies aber aufgrund seines vorherigen Argumentes nicht getraut…! Noch Fragen!?!?)

Naja, Affen findet man übrigens auch ziemlich schnell:

(Das Spiel ist nicht den visuellen Ähnlichkeiten vorbehalten; es dürfen selbstverständlich auch andere Parallelen ins Spiel gebracht werden!)

Jemand, der sich gedankenverloren, intensiv und offensichtlich zufrieden am Gesäss kratzt während er mit Kopfhörern und stereotyper Kopfbewegung- vorzurück, vorzurück- an der Haltestelle auf den Bus wartet oder aber eben dann Menschen, die sich -in meinen Augen- durch ihr Verhalten zum Affen machen:

Mir fällt da spontan eine Dame mittleren Alters ein, die neulich im Einkaufsladen hinter dem Gemüseregal versteckt wartete, bis ich meine Äpfel gezählt und eingepackt hatte, um dann in verzweifelter Geschwindigkeit an mir vorbei zu schiessen, auf dass sie ja kein Unnötiges meiner Aerosole abkriegen würde. (Es könnte sich möglicherweise trotz korrekt getragener Maske meinerseits eines dieser schwer fassbaren Dinger in die erweiterte Umgebung hervorgeschlichen haben, wer weiss?!). Diese Beobachtung allein würde mir vollends genügen, um den „Affen-Punkt“ ohne Zögern an die Dame zu vergeben! Wenn dann aber dieselbe Person -dummerweise und zusätzlich zum vorhin beschriebenen Verhalten- auch noch an einem seitlich vorstehenden Brett der Gemüseauslage hängenbleibt, dadurch abrupt in ihrem Lauf gestoppt wird, sich seitlich überschlägt und auf einen im nächsten Durchgang stehenden älteren Herrn fällt, welchem vor Schreck der Mund weit auf- und die Maske herunterklappt, wird die Zuordnung zur oben erwähnten Tierart natürlich auch für ungeübte „Zoo-Spielerinnen und -Spieler“ evident!

Bei Pinguinen wird’s schon deutlich schwieriger, sehen wir ja nur noch äusserst selten eine Horde Ordensfrauen oder sonntäglich gekleidete Pfarrer auf der Strasse „freilaufen“. Für diese Tierart  müssen dann bei uns oft die Herren Geschäftsleute herhalten… (Den „Schnabel“ denk‘ ich mir halt dann dazu, egal an welcher Körperstelle, in welcher Farbe, Grösse, was auch immer, Fantasieren ist erlaubt…)!

Und eben, gestern ist mir „die Giraffe passiert“…

(Einmal mehr muss ich mich etwas weitschweifig erklären und damit kurz etwas zwischen den Giraffen-Punkt und dessen Entstehungsgeschichte schieben: in meiner Jugend und weit darüber hinaus habe ich intensiv getanzt -Jazztanz, Hip Hop und solche wunderbaren Tanzereien- und diese Tanzarten auch lange selber unterrichtet. Aus dieser Zeit stammt meine Gewohnheit, Menschen an ihrer Art sich zu bewegen, sich körperlich zu präsentieren oder mit ihrer Körperlichkeit Raum einzunehmen zu unterscheiden und zuzuordnen: Ich kann mir die Bewegungs-Eigenart eines Menschen deutlich besser merken als den jeweiligen Namen!)

Nun denn…Da sitze ich also im Auto -ich fahre sehr gerne Auto und bin so oft als möglich darin unterwegs-, habe meinen Terminplan bis dato nahtlos im und bin im Be -Griff, in die zweitletzte Seitenstrasse vor Erreichen meines Ziels abzubiegen, als mich eine Bewegung im Seitenspiegel abbremsen lässt -nicht zu früh, wie ich sofort realisiere, ist diese Bewegung doch von einem Wesen ausgelöst worden, das ansetzt, die Strasse zu überqueren.

Unerwartet und auf wundersame Weise wähne ich mich urplötzlich in einer Steppenlandschaft irgendwo im südlichen Afrika…langsam und stetig, im Passgang, mit irrsinnig hohen Stöckelschuhen, nicht wirklich majestätisch aber sicher irgendwie so gedacht, bewegt sich eine -nicht mehr ganz junge jedoch als solche verkleidete- Lady im Leopardenlook mit durchgestrecktem Hals und hochgereckter Frisur nach Giraffenart über den Fussgängerstreifen. Plastikhandschuhe bedecken die „Vorderhufe“, ein Mund-Nasenschutz im Tigerdesign erspart mir die Realität des an mir vorbeiziehenden Gesichtes und eine Art Taucherbrille unterstützt den Eindruck tierähnlicher Augen. Ein schauderartiges Ziehen erfasst meinen Körper! Gefühlte fünf Minuten lang erlebe ich mitten in meinem ansonsten ziemlich „spezialereignisarmen“ Alltag das grossartige Gefühl, eine schützenswerte Spezies in freier Wildbahn zu beobachten… eine Safari-Emotion mitten in der Stadt! Irreal, faszinierend, ein Hochgefühl zuerst, dann Beklemmung, irgendwie zu voyeuristisch, ohne Selbstverschulden…

Ich vergebe den Giraffen-Punkt automatisch und stumm, wehre mich noch ein bisschen gegen die Tatsache, diese Erscheinung und deren Bewegungen unauslöschlich in meinen Gehirnwindungen eingebrannt zu wissen und starte dann mein Auto wieder, welchem als Äquivalent zu meiner Sprachlosigkeit der Motor „vergangen“ ist und erreiche mein ursprüngliches Ziel ohne weitere Tierrealitäten mit zweiminütiger Verzögerung…

Mein Fazit an diesem Tag:

Manchmal ist weniger mehr: Sowohl auf gewisse Personen bezogen als auch auf meine Idee, Spezial-Ereignistage seien zwingend besser als andere!!

Naja! Fahren wir weiter!!

Piiiiing!!

Piiiiiiiiing…Meine Haustürglocke gibt hartnäckige Geräusche von sich, ohne auf meine aktuelle Situation Rücksicht zu nehmen, die es mir UNMÖGLICH macht, jetzt genau in diesem Moment die Türe zu öffnen!

Piiiiiiing….Naja, eben NICHT!! Vielleicht öffnet sich die Türe von selbst? Oder meine „Mitbewohner“ fühlen sich vom Auftrag dieser Glocke angesprochen und bewegen sich aus ihren Zimmern? Oder der Boden öffnet sich unter „dem Läuter“ und verschluckt diesen?

Piiiiing…..Nein! Nichts dergleichen…das Abendessen (ver-?) brutzelt in der Pfanne, der Dampfabzug läuft auf Hochtouren, mein Sohn schreit nach Hausaufgabenhilfe, der Kühlschrank schrillt und will beachtet respektive geschlossen werden und ICH: SITZE AUF DER TOILETTE!! Und ich sitze da -im Fall- nur deshalb, weil ich…

  • offenbar fälschlicherweise dachte, dass ich -nachdem ich mit der „externen Arbeit“ für heute abgeschlossen, meine Tochter im Nachbardorf vom Malkurs abgeholt und auf der Hinfahrt gleich noch den Einkauf erledigt habe- die perfekten zwei Minuten für den WC Gang gefunden hätte: nämlich die, während derer unser Nachtessen in der Pfanne vollends gar werde…

und

  • ich nicht wie andere im Stehen pinkeln kann!

Piiiing!! Naja, ich erledige die Sache nun noch schneller als gedacht, Hände gewaschen, die Spülung gedrückt (LEISE, LEISE, „der Piiinger“ soll ja nicht mitbekommen, womit ich gerade beschäftigt war: unser Hauseingang befindet sich Nahe dem „Stillen Örtchen“…wobei wohl in dieser Situation Namen wie „Schnelles Rein-Sauserchen“ oder „Sekunden-Schüsselchen“ passender wären!)

Piiiiiiiing!!!!.…Ich reisse die Türe auf, mit vor Erregung und Geschwindigkeit bereits geröteten Wangen… und da stehen: Zwei Maskierte!!

Peng!!…. Türe gleich wieder zugeschlagen, in meinem Kopf sofort mein Leitsatz an meine Kinder, die von mir immer angehalten werden, zuerst das Fenster neben der Haustüre zu öffnen, um herauszufinden, ob Freund oder Feind an unserem Frieden kratzen!

Dann schaltet sich langsam mein Hirn ein -es sitzt womöglich noch auf der Toilette, es sind da drauf  ja letztendlich zwei Minuten eingeplant gewesen- und verdrängt die Reflexe ans Seitenfenster: Blick nach draussen. Bei den Maskierten handelt es sich um eine Frau mit Mann, deren Augen das einzig erkennbare Gesichtsteil ist -aufgrund Mundschutz und Kapuze- und die damit ziemlich ratlos auf die geschlossene Türe starren…

Piiiing!!

Naja, zum Abschluss der Geschichte zieht neben dem oben beschriebenen Lärm noch der Duft von verbranntem Abendessen durch unser Haus, die Katze der Nachbarin huscht durchs geöffnete Fenster in das -für sie- offenbar anheimelnde Durcheinander unseres abendlichen Familienlebens (ich bin starke Allergikerin, müssen Sie wissen: eine Katze im Haus bedeutet für mich zwei Wochen Asthma und die motivierende Aussicht auf eine sofortige akribische Putzaktion…) und die beiden Maskierten entpuppen sich als „wohlmeinende Bürger“, die mir berichten wollen, dass die Fahrräder meiner Kinder mit mindestens einem halben Hinterrad auf dem Gehsteig stünden…Und dies obwohl -wie diese helfenden Mitmenschen mir mit einer selbstbewussten Portion Ernsthaftigkeit versichern- wir ja einen genügend grossen Abstellplatz unser eigenen nennen würden. „Und zugesperrt sind die Velos auch nicht, die könnte ja jeder mitnehmen!“

Piiiiing!! Und das ist jetzt das Geräusch meiner Nervenstränge, die reissen!

Wenn ich vorbereitet gewesen wäre -das nächste Mal?- oder im Nachhinein hätte ich mich ganz bestimmt richtig souverän verhalten:

Ich hätte

  • den beiden Vermummten meine Haustüre weit geöffnet
  • mich sowohl mit einem kräftigen Händedruck als auch wort- und aerosolreicher Rede höflichst für diese solidarisch-altruistische Einsatzbereitschaft bedankt und
  • diese zwei mitdenkenden Gutmenschen vehement und anhaltend geherzt!

Naja, ich bin NICHT vorbereitet und befinde mich im Hier und Jetzt:

„RUUUUHHHHEEEEEEEEE!! Piiiiing!

SOOOFFFOOORT!!! Piiing!!

AAAALLLLLLEEEEEE! Piiiiiing!!“

Und nein: Schlimmeres -anspucken?!- hätte ich nie gemacht, im Fall! Wäre ja auch total unverhältnismässig gewesen, oder?!! Zum Glück -für andere?-habe ich mich selbst beim Ausrasten noch teilweise unter Kontrolle…was in diesem Sinne auch mein heutiges Resumé sein könnte…Zwinker!!

Echt jetzt?

Gestern hat es um 6;58 an der Haustüre geläutet!! Neeiiiin….ach, der Kaminfeger…genau! Gestern noch daran gedacht, heute völlig vergessen, super! Bin im Pijama, ungekämmt, von geduscht oder „gemake-upt“ kann keine Rede sein, mein erster Kaffee steht ungetrunken und kalt neben der Kaffeemaschine…naja, ist halt so, Haustüre aufmachen muss ich trotzdem..

Seit Jahren besucht uns derselbe Kaminfeger, zweimal pro Jahr, ungefragt und unbestellt, weil’s einfach so sein muss…und dieser Typ nervt mich jedes Mal grenzenlos, mittlerweile bereits beim Anschauen, früher spätestens nach seinem ersten Satz: Er weiss alles besser und sowieso ganz eindeutig wie die Welt funktioniert: Kinder sollen nie zur Schule gefahren werden, Hecken gehören ende November geschnitten, Waschmaschinen kauft man im Fachgeschäft, Mikrowellen schaden der Gesundheit, „man“ soll immer selber und frisch kochen -dreimal dürfen Sie raten, wer mit „man“ gemeint ist!!- und wer seine Kinder verwöhnt ist selber schuld an deren späterem Scheitern im Leben. Ich kritisiere nicht (oder fast nicht), dass er eine Meinung vertritt, sondern dass er sie mir bereits morgens um sieben um die Ohren haut (eigentlich egal um welche Zeit, aber frühmorgens ist es definitiv nicht einfacher, dies aus zu halten) und ich dabei freundlich bleiben möchte. Im selben Moment dann ärgere ich mich des weiteren über mich, die ich ihm nicht einfach harsch übers Maul fahre und auf mein Hoheitsgebiet (es ist MEIN Zuhause!!) poche!

Nichts ist aber so unangenehm, wie den Ärger über sich selbst aus zu halten…deshalb schnell wieder den Fokus wechseln: Gestern musste ich mich dem zu Folge nicht nur über den Kaminfeger aufregen sondern auch noch über die Dame, die mich mit bösem Blick „getötet“ hat, weil ich im Supermarkt die erstgegriffene Clementine wieder zurück gelegt habe, da ich erst beim Anfassen bemerkte, dass sie weich und matschig war. Die Dame hat mich dann ganz gewaltig geärgert, weil die mit den Augen gewählte zweite Frucht nämlich ebenfalls matschig war und ich sie aber trotzdem eingepackt und mich nicht mehr getraut habe, unter diesem Blick nochmals etwas zurück zu legen…ärgerlich, diese Frau (oder ich!! aber eben!!). Und dann die Joggerin am Abend: joggt diese durchtrainierte, drahtige Mitfünfzigerin mit Stirnlampe und Neoprenanzug bei Minustemperaturen und Eisregen um 22.00 Uhr an unserem Fenster vorbei, als ich gerade im Begriff bin, erschöpft und ausgelaugt vom Tag, die Fensterläden zu schliessen und mir aus zu mahlen, dass ich nur noch ganz kurz den Geschirrspüler füllen, den Abfalleimer leeren und rausbringen und dann meine Tasche für den morgigen Arbeitstag packen muss und ich mich danach mit einem Glas Prosecco aufs Sofa und vor den Fernseher schmeissen kann…und dann das! Diese Joggerin hat mich gestern auf der Stelle wahnsinnig gemacht!! Muss ich das sehen?? Echt jetzt?!?!

Naja, mein Résumé des Tages: Nüchtern betrachtet sieht’s besoffen besser aus!!